Lustige und seltsame Ortsnamen in Großbritannien
Großbritannien ist bekannt für allerlei Skurriles und für einen besonders ausgeprägten schwarzen Humor. So ist die Häufung ausgefallener, seltsamer Ortsnamen nicht weiter verwunderlich.
Von Brawl im Norden bis Crapstone im Süden
Starten wir an der schottischen Nordküste: Brawl heißt im Deutschen Schlägerei. Trotzdem ist Brawl zunächst nur ein Ortsteil von Strathy, was ziemlich unverfänglich Ort der Straße heißt und ein ganz weit auseinandergezogenes schottisch-gälisches Dorf bezeichnet. Die altehrwürdige Church of Scotland hat hier besondere Macht, ob sie wohl einst besonders aggressive Zeitgenossen in den Ortsteil Brawl verwiesen hat? Wir wissen es nicht genau und wandern weiter Richtung Süden, wo uns Fattiehad erwartet.
Der Name des Örtchens weist wohl auf eine auch Schmerfluss genannte, ausgeprägte Absonderung der Talgdrüsen der Kopfhaut hin – demnach litten die Einwohner von Fattiehad womöglich unter starker Seborrhoe. Jedenfalls wird der Weiler urkundlich im Namensbuch von Banffshire 1822 erwähnt, damals waren dort zwei gepflegte Bauernhöfe angesiedelt, die Sir G. Abercromby Bart besaß.
Apropos Weiler: Per Definition sind Weiler Wohnsiedlungen, die mit nur wenigen Gebäuden kleiner als ein Dorf sind. Dennoch sind Weiler kompakter als eine Rotte und wiederum ausgedehnter als eine bloße Ansiedlung. Derart mit umfassendem Wissen zur humangeografische Karteninterpretation ausgestattet, wenden wir uns Brokenwind zu. Ob der Ort dem etwas anrüchig anmutenden Ortsnamen entspricht?
Kranke Pferde und andere Cracks
Die Bewohner des kleinen Örtchens Brokenwind werden sich längst nicht mehr daran stören, dass ihr Ort wie eine Atemwegserkrankung bei Pferden heißt. Der chronische Zustand der Tiere ist zudem mit einer chronischen Bronchitis verbunden. Andererseits müssen Pferdenarren nicht entsetzt sein – Broken Winds bezeichnen auch die leidige Flatulanz bei uns Menschen. Dementsprechend werden Betroffene gebeten, Fenster zu öffnen und frischen Wind hereinzulassen – und das ist allemal nicht so dramatisch wie ein krankes Pferd.
Ganz in der Nähe liegt Dull - und wenn das übersetzt auch stumpf oder sogar dumm heißt, ist die Partnerschaft des klitzekleinen schottischen Dorfs mit der US-Stadt Boring in Oregon recht berühmt. Ihr zu Ehren zelebriert man in der US-Stadt alljährlich am 9. August den "Boring and Dull Day", an dem Massen von fröhlichen Amerikanern ihre Verbundenheit mit Schottland feiern.
Eher Ruhe und Gelassenheit suggeriert das Water of Ae. Der Fluss Ae durchströmt die schottische Landschaft in Dumfries and Galloway unweit von Rest and be Thankful. Der ebenfalls von Ruhe umgebene, großartige Gebirgspass im Westen Schottlands fordert per sé zu Rast und Dankbarkeit auf, während der Name von Crackpot gleich wieder beunruhigt: Das Dorf Crackpot in Swaledale, Yorkshire, hat mit Crackpot Hall die imposante Ruine eines Wikinger-Gehöfts aus dem 12. Jahrhundert. Damals war es Strategie der Krieger, die Einheimischen an Ort und Stelle seelisch und moralisch zu ruinieren. Im Nachklang zur damaligen psychologischen Kriegsführung wurde aus dem Dorfnamen Crakepot für "Tiefes Loch" Crackpot für Dummkopf. Ob man sich deshalb im benachbarten Wetwang nasse Wangen weinte oder in Giggelswick trotzdem immer lustig vor sich hin kicherte, ist nicht überliefert.
Aber weil es vom Kichern bis zum Blubbern nicht allzu weit ist, betrachten wir Blubberhouses: Das Dorf in North Yorkshire hat seinen Namen nach dem angelsächsischen bluberhūs für ein Haus am sprudelnden Strom. Sehenswert sind dort die Dorfkirche St. Andrews und die knallharten Aktionen der örtlichen Kricketmannschaft. Besondere Berühmtheit erhielt Blubberhouses durch Igor Stravinskys „Le Sacre Du Printemps“, wo es im zweiten Satz "Dawn At Blubberhouses" heißt.
Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogochs
Bevor wir nach Barton in the Beans kommen, ist ein Besuch in Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch auf der walisischen Druideninsel Angelesey unumgänglich. Dabei ist Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch zwar der längste Ortsname in Europa, weltweit wird er von der offiziellen Ortsbezeichnung Bangkoks überholt. Sie lautet Krungthep Mahanakhon Bovorn Ratanakosin Mahintharayutthaya Mahadilokpop Noparatratchathani Burirom Usomratchanivetmahasathan Amornpiman Avatarnsathit Sakkathattiyavisnukarmprasit und bedeutet Hort göttlicher Juwelen etc. pp.
Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch ist ein Kunstwort als Ausdruck mysthischer Naturverbundenheit, das auf einen örtlichen Schuster zurückgeht. Die historische PR-Aktion aus dem 19. Jahrhundert war erfolgreich – und so ist Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch als Touristenziel und Name der bekanntesten Ortschaft in Wales berühmt.
Der Weiler Barton in the Beans liegt im Bezirk Hinckley and Bosworth in Leicestershire und gehört immer noch zur Gemeinde Shackerstone. Geschäfte oder Pubs gibt es in Barton in the Beans nicht, wohl aber eine Baptistenkirche und einen vermutlich einsamen Briefkasten. Obwohl der Familienname Barton international aktuell 422 605 Mal geführt ist, ist er im einsamen Barton in the Beans kein einziges Mal vertreten – vermutlich hatte man den Aufenthalt in den Bohnen satt. Auch im nächsten Ort mit dem seltsamen Namen New Invention steppt der Bär nicht, obwohl sich der Weiler in Shropshire direkt an der A 488 zwischen Clun und Knighton befindet. Vielmehr besteht New Invention seiner innovativen Ortsbezeichnung zum Trotz aus lediglich vier Häusern an einer Querstraße und einer kleinen Farm namens "The Weir", die in der Heimatgeschichte als Wear or Ware aufgeführt ist.
Unweit von New Invention liegen Wig Wig und Plwmp: Das Örtchen Wig Wig könnte seinen eigenartigen Namen nach Wig und Ket erhalten haben. Beide waren Söhne des Frowin, der einst Herrscher über Schleswig war und dem Stamm der Gewissæ angehörte. Der Stamm siedelte im 5. Jahrhundert an Ort und Stelle. Plwmp ist ein Weiler im Süden der Principal Area Ceredigion im westlichen Wales, ganz genau an der Kreuzung zweier Landstraßen, die das Fleckchen mit Cardigan, Aberaeron, Ffostrasol und mit Llwyndafydd verbinden. Nichtsdestotrotz mischt Plwmp in Großbritanniens aktueller Politik mit, denn es hat sogar einen Vertreter in der Nationalversammlung sitzen.
Der Ort Nasty deutet womöglich auf Unerfreuliches und Böses hin, deshalb betrachten wir nun lieber die Mumbles. Die wie Brüste geformten kleinen Inseln liegen in der Swansea Bay Bucht an der Südküste von Wales und gelten als erstklassige viktorianische Sommerfrische. Die Fischer landen dort vorzügliche Meeresfrüchte an, die sogar in den feinsten Etablissements in London und Paris begehrt sind. Der Name Mumbles stammt ebenso wie Manchesters ursprünglicher Name Mamucion von Mammary als Bezeichnung der weiblichen Brust ab.
Der mit Katzenhirn zu übersetzende Ort Catbrain ist ein sehr kleines Dorf in der Nähe von Bristol. Catbrain heißt vollständig eigentlich Catbrain Hill. Dort reihen sich viele Autohäuser aneinander und unlängst wurden dort neue Wohnhäuser gebaut - alles Zeichen des wirtschaftlichen Aufschwungs. Dagegen ist Dinkey Town geradezu einsam. Das Örtchen in der unmittelbaren Nachbarschaft das Dorfs West End wird mit Eseleien in Verbindung gebracht und ist womöglich deshalb ziemlich still und verlassen.
Fällt man dort ins Bodenlose?
Noch bescheidener ergeht es dem Flecken Loose Bottom. Fällt man hier denn ins Bodenlose? Das ist natürlich lediglich als Überleitung zu Wallop für „der Schlag“ gedacht, der einen ja hin und wieder abstürzen lassen kann, wenn der Boden fehlt. Das Dorf Nether Wallop kann der großzügige Freigeist mit Niederschlag übersetzen. Dabei ist die kleine Gemeinde das östlichste von drei Dörfern in der Gegend von Andover und Stockbridge. Zusammen werden sie "The Wallops" genannt.
Gut drauf sind die Leute in Beer – der Ortsname muss nicht übersetzt werden. Das Dorf an der Küste des Ärmelkanals liegt in der Grafschaft Devon und hat immerhin etwa 1 400 Einwohner. Ihre Vorfahren lebten einträglich vom Schmuggel und waren deshalb vermutlich gesellig und trinkfreudig. Ganz in der Nähe liegt Brown Willy, die mit 420 m höchste Erhebung des Bodmin Moors in der Grafschaft Cornwall. Unklar ist, ob man vom Brown Willy aus Blotusfleming und Crapstone sehen kann.
Botus Fleming ist ein Dorf in Cornwalls Südosten. Der Google-Übersetzer suggeriert eine Verwandtschaft des Ortsnamens mit dem Albanischen, weitere Hintergründe sind schwer auszumachen – deshalb schrumpft das Dorf beharrlich und es werden immer weniger Einwohner gezählt. Immerhin wurde der örtliche "Rising Sun Pub" im Jahr 2009 zur Nummer 5 im britischen Good Pub Guide gewählt. Dagegen floriert Crapstone geradezu: Der Ortsname des Fleckens am Rande von Dartmoor kann ländlich-sittlich mit Miststein übersetzt werden – dort lebt man vermutlich sehr gut von ertragreicher Landwirtschaft.
Last, but not least Stranagalwilly in der Region Nordirland: Der Reisende sollte von dort aus Butterlope, Ballyneaner und Ballynamallaght besuchen und der Ortsname kann frei mit strange für einen seltsamen oder merkwürdigen Willy übersetzt werden.
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