Edward I.
Edward I. (1239 – 1307) war ein englischer König, von dem man in England heute relativ wenig mitbekommt. Kommt man aber nach Wales, gibt es kein Vorbeikommen an jenem Herrscher, dem es im 13. Jahrhundert gelang, sich das kleine Land im Westen Untertan zu machen. Fast 300 Jahre lang haben die Waliser tapferen Widerstand gegen England geleistet und ihre Unabhängigkeit behauptet, doch Edward I. hatten sie schließlich nichts mehr entgegen zu setzen.
Mit seinem Ring aus Burgen, die er rings um Snowdonia errichten ließ, um die Waliser unter Kontrolle zu bringen, setzte sich Edward I. in Wales selbst Denkmäler für die Ewigkeit: Conwy Castle, Beaumaris Castle, Caernarfon Castle und Harlech Castle.
Und doch ist es nicht die Eroberung von Wales, die Edward I. seinen Beinamen einbrachte, sondern der Kampf, den er im Norden, gegen Schottland, austrug: Edward, Hammer der Schotten, sollte später auf seinem Grabstein stehen. Ob diese Inschrift tatsächlich zum Tode Edwards dort angebracht oder 250 Jahre später hinzugefügt wurde, ist heute ein Streitpunkt unter Historikern. Doch mit der Legende von Braveheart, William Wallace, ist auch Edward I., dessen stärkster Widersacher, unsterblich geworden.
Lesen Sie mehr über die englischen Könige in dem Buch Englands Krone: Die britische Monarchie im Wandel der Zeit.
Der große Kreuzfahrer Edward Longshanks
Edward I. kam in Westminster als ältester Sohn Heinrichs III. aus dem Hause Anjou-Plantagenet und seiner Frau Eleanore von der Provence zur Welt. Zeitzeugen beschreiben ihn als „athletisch“ und „von königlicher Haltung“. Seiner stattlichen Körpergröße verdankt er auch seinen zweiten Beinamen, Longshanks, was auf seine langen Schenkel anspielt. Zu dieser recht eindrucksvollen äußeren Erscheinung kam ein hitziges Temperament, dem man sich wohl nur sehr ungern in den Weg gestellt hätte.
In Timothy Bakers Buch „Die Plantagenet“ heißt es: „Der König, der einmal so in Rage gewesen sein soll, dass er Schmuck ins Feuer warf, wurde mit zunehmenden Alter immer eigensinniger und grimmiger. Durch den Widerstand der Schotten in Rage gebracht, versuchte er noch in den letzten Monaten seines Lebens, die schottische Grenze zu erreichen und gab dabei niemals auf. Er befahl, dass seine Gebeine bei der Armee bleiben sollten, die den Rachezug unternahm.“
Ein Mann wie Edward I. setzt sich Ziele, die er mit eiserner Faust verfolgte. Sein erster bedeutender Schachzug war die Teilnahme am 7. Kreuzzug. 200 Ritter führte er ins Gelobte Land, um die belagerte Stadt Akkon zu befreien und den Kreuzfahrerstaat zu stabilisieren.
Gerade, als der junge Edward einen Angriff auf die Stadt Jerusalem plante, starb in der fernen Heimat jedoch sein Vater und der Thronfolger war gezwungen, die Heimreise anzutreten und sich zum König von England krönen zu lassen. Innenpolitisch legte er in den folgenden Jahren den Grundstein für den heutigen Parlamentarismus in Großbritannien: Seinem Parlament gehörten sowohl geistliche als auch weltliche Lords sowie – und das war neu – je zwei Abgeordnete aus jeder Stadt und jeder Grafschaft an.
Mit ihrer Unterstützung erreichte Edward I. die Besteuerung kirchlichen Grundbesitzes, eine Reform des Handels und des Münzwesens sowie eine Verschriftlichung des Rechtswesens, das wesentlich verbindlicher war als das bis dahin geltende mündlich überlieferte Gewohnheitsrecht. Zudem führte Edward Longshanks ein Berufsheer ein, das das ganze Jahr über diente. Mit ihm sollte er seine außenpolitischen Ziele ehrgeizig verfolgen.
Wie Edward I. Wales erobern konnte
Zunächst legte Edward I. sein Augenmerk auf Wales, jene Region im Westen, in die die Briten bei der Invasion der Sachsen und Normannen zurückgedrängt worden waren. Wales war zu diesem Zeitpunkt in viele kleine Königreiche zersplittert und die Fürsten lagen nicht nur mit den Engländern sondern auch miteinander im Krieg. Llywelyn ap Gruffydd gelang es jedoch, die streitenden Fürsten ein letztes Mal zu einen, um sich gegen die Eroberungsfeldzüge von Edward I. zur Wehr zu setzen.
Nach dem ersten Feldzug 1277 gelang es Edward schließlich 1283 Wales in einem zweiten Feldzug zu unterwerfen. Sein „Statut von Rhuddlan“ sollte die englische Vorherrschaft im neu gewonnen Territorium festigen und die Region auch verwaltungstechnisch an England angliedern. 1284, ein Jahr nach der Eroberung, gebar die Königin, Eleonore von Kastillen, dem König einen Sohn, den er Edward nannte. Mit dem Jungen gelang Edward I. etwas, was man nur als Genie-Streich bezeichnen kann: Um Wales an das englische Königshaus zu binden, ließ er im ganzen Land verkünden, er würde dem Land einen Prinzen geben, „der in Wales geboren [ist und ] der kein Wort Englisch spricht“.
Als die Waliser sich auf den Kuhhandel einließen, präsentierte er ihnen seinen in Wales, in Caernarfon Castle, geborenen Sohn als Prinzen von Wales, der zu diesem Zeitpunkt weder Englisch, noch Walisisch, noch irgendeine andere Sprache sprach. So wurde eine bis heute fortwährende Tradition eingeführt: Die englischen Kronprinzen tragen den Titel „Prince of Wales“. Prinz Charles trägt diesen Titel heute ebenso, wie das später einmal Prinz William tun wird. Zum Statut von Rhuddlan gehörte außerdem die Einteilung von Wales in fünf Grafschaften und der Bau der Burgen, die sich wie ein eiserner Ring um Snowdonia in Nordwales legten, um die noch immer rebellischen Waliser unter Kontrolle zu halten.
Triumphe und Niederlagen von Edward I.
Nachdem Wales erobert war, richtete Edward I. sein Hauptaugenmerk auf die Gascogne im Südwesten von Frankreich, kurz vor der Grenze nach Spanien. Durch die Ehe Eleonores von Aquitanien mit Heinrich II., also Edwards Urgroßvater, fiel dieses Gebiet an die englische Krone, unterstand aber weiterhin französischer Lehenshoheit. Drei Jahre und einen Frankreich-Feldzug brauchte Edward I., um den Vertrag von Paris zu erwirken, der Edward I. wenigstens einen Teil des Herzogtums (einschließlich Bordeaux und Bayonne) zusicherte. Nun blieb Edward nur noch die Herausforderung im Norden, in Schottland, jenes Bestreben, an dem er schließlich scheitern sollte.
Die Wirren, die der Tod von Alexander III. 1286 auslöste, waren ein günstiger Moment für Edward, um seine Pläne in die Tat umzusetzen. Nachdem der Versuch, seinen Sohn Edward mit der Enkeltochter Alexanders zu verheiraten, gescheitert war, unterstützte Edward I. einen seiner Vasallen bei der Anwartschaft auf den schottischen Thron. Dieses Vasallenverhältnis des schottischen Königs gegenüber dem englischen König hätte Edwards Position gestärkt und ihm Schottland Untertan gemacht.
Doch der Vasall John Balliol hatte andere Pläne und erhob sich kurz darauf mit französischer Unterstützung gegen Edward, nur um in der Schlacht von Dunbar 1296 gestürzt zu werden. Fortan ließ Edward I. Schottland durch einen Statthalter regieren und den schottischen Krönungsstein, den Stone of Destiny, nach Westminster bringen und ihn dort in seinem Thron, dem „King Edward’s Chair“, verbauen. 700 Jahre lang sollte er daraufhin in London weilen, bevor er schließlich (ausdrücklich als „Leihgabe“) nach Schottland zurückgebracht wurde. Doch auch wenn Edward I. sich das sehr gewünscht hätte: Die Tatsache, dass er den Stone of Scone besaß, hieß nicht, dass er Schottland besiegt hatte.
Im Norden hatten William Wallace und Robert the Bruce inzwischen den Widerstand mobilisiert. Zwar ließ Edward I. alle Aufstände grausam und blutig niederschlagen, doch die Schotten ließen sich nicht unterkriegen. Nachdem Edward I. im Feldzug gegen Schottland im hohen Alter von beinahe 70 Jahren verstorben war, konnten sich die Schotten ihre Unabhängigkeit weitere 400 Jahre (bis 1707) bewahren, denn Edwards Nachfolger, Edward II., war ein schwacher König und das ganze Gegenteil seines ehrgeizigen, zielstrebigen Vaters. Noch im Sterben ließ Edward I. verfügen, dass der Bleisarg, in dem er ruhte, gegen einen Goldsarg ausgetauscht werden sollte, sollte Schottland jemals Teil des Königsreichs werden. Damit wäre sein Lebensziel erreicht gewesen. Doch obwohl Schottland 1707 im Act of Union (siehe Geschichte von England) mit England vereint wurde, ist das bis heute nicht geschehen.
So wird dieser letzte Triumph Edward I. wohl für immer verwehrt bleiben.
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