Britannien

Ollie Taylor | Dreamstime.com

Britannien

Britannien

Spuren des alten Britannien ziehen sich überall durch die Landschaft.

Britannien – es liegt etwas Kämpferisches, Starkes, Erhabenes in diesem alten Wort, das in der modernen, bürokratisch erscheinenden Version Großbritannien verloren gegangen zu sein scheint. Schon der Name Britannien erweckt Bilder von einer geheimnisvollen Insel vor unseren Augen, einer Insel, die von Barbaren bevölkert wurde, kriegerischen Stämmen, die mit aller Kraft ihre Unabhängigkeit verteidigten. Dies ist das Bild von Britannien, das seit der Antike überliefert ist, seit das Wort allein die Bewohner des römischen Imperiums zum Erzittern brachte.

Britannien war der letzte Außenposten des Römischen Reiches, ein Außenposten, der sich niemals ganz unterwarf, der fast nicht zu zähmen war und auf den verbannt zu werden, für viele römische Soldaten eine harte Strafe war. Britannien war kalt und nass und für die sonnenverwöhnten Römer ein lebensfeindlicher Ort. Und er war ihnen unheimlich: Die Sitten und Riten der Kelten, die die Insel bewohnten, waren ihnen fremd, die Druiden jagten ihnen Angst ein und die unbekannten Götter, die diese dunkle Welt beherrschten schienen kaum zu besänftigen zu sein. All das schwingt bis heute in diesem Wort mit: Britannien!

Britannien – die alte Insel der Göttin Brigid

Lesen Sie in diesen Büchern und Heften mehr über die Geschichte von Britannien:

Ab wann Britannien Britannien wurde, wissen wir heute nicht mehr genau. Wir wissen auch nicht, wie die Bewohner ihre Insel vor der Ankunft der Römer nannten und wie sie sich selbst bezeichneten. Die Römer jedenfalls nannten Britannien „Britannia“, die lateinische Interpretation des irischen Worts „brith“ bzw. „breith“, was so viel bedeutet wie „tätowiert“. Es spielt vermutlich auf die blauen Tätowierungen an, die die keltischen Bewohner Britanniens im Gesicht und am ganzen Körper trugen, schaurige Male, die ihre Feinde das Fürchten lehrten. Die Kelten selbst sollen ihre Insel „Albion“ genannt haben, obwohl der keltische Ursprung dieses Namens noch nicht bewiesen werden konnte. Vielmehr erscheint diese Theorie fragwürdig, weil sich die Herleitung aus dem lateinischen Wort „albus“ ergibt, das „weiß“ bedeutet und häufig mit den weißen Kreidefelsen von Dover in Verbindung gebracht wird.

Dies legt eher die Vermutung nahe, dass die Römer weitere Namen für Britannien hatten. Interessant ist jedoch, dass der alte keltische Name für Schottland „Alba“ war, was sich aus der keltischen Wurzel „albio“ ableitet und Welt bzw. Land bedeutet. Es gibt heute eine Vielzahl von Theorien darüber, wie Britannien zu seinem Namen kam. So wird Britannien auch oft mit der Göttin Brigid (auch als Brigit, Brighid, Brig oder Bride bekannt) in Verbindung gebracht. Kathy Jones, eine moderne Priesterin von Avalon, die der Göttin dient, schreibt in ihrem Buch „Avalon – Der Pfad der Göttin. Alte Mysterien und moderne Wege“, der Name Britannien leite sich von „Brigits Inseln“ ab. Brigid geht auf eine alte keltische Göttin namens Brigantia zurück und heißt so viel wie „Die Helle“, „Die Strahlende“. Sie ist eine der glänzenden Figuren der irisch-schottischen Sagenwelt und wird bis heute von Neu-Druiden und „Anhängern des alten Glaubens“ als große Göttin und Mutter der Erde verehrt.

Wie der Trojaner Brutus Britannien gründete

Lesen Sie mehr über die römische Geschichte Britanniens.

Eine dritte Version greift eine Legende auf, die der britische Gelehrte Geoffrey of Monmouth in seiner Historia Regum Britanniae erzählt. Demnach leitet sich der Name von Brutus von Britannien, einem Trojaner und Urenkel des Äneas ab, der Britannien einst gegründet haben soll. Geoffrey of Monmouth erzählt, dass Brutus bei einer Jagd versehentlich seinen Vater tötete und anschließend verbannt wurde. Es gelang ihm daraufhin, eine Gruppe Trojaner aus griechischer Gefangenschaft zu befreien. Gemeinsam zogen sie gen Nordwesten, denn Brutus war fest davon überzeugt, dass es ihm bestimmt war, ein Königreich zu gründen. Hierfür müsste er jedoch zunächst die Riesen besiegen, die das Land noch bewohnten.

Auf der Insel, die später nach ihm Britannien benannt wurde - wenn man der Legende glauben schenken möchte – fand er sein Schicksal erfüllt, erschlug die Riesen und gründete Britannien. Seine Hauptstadt nannte er Neues Troja, Troia Nova. Heute kennen wir sie als London. Geoffrey of Monmouth leitet das übrigens vom Namen des keltischen Stammes ab, der in der Gegend des heutigen Londons lebte, den Trinovanten. Auch wenn diese Erklärung sehr abenteuerlich zu sein scheint, kann man noch heute in dem kleinen Ort Totnes in Südengland den Brutus-Stein sehen, auf dem Brutus damals gelandet sein soll. Er gilt als der Grundstein Britanniens.

Der Wandel von Britannien zu Großbritannien

Britannien war der letzte Vorposten des römischen Reiches - das sieht man noch immer überall im Land.

Licht in das Dunkel der Geschichte von Britannien kommt dann erst mit den Römern. Die Kelten, die die Insel bewohnten, hatten keine schriftlichen Aufzeichnungen und die mündlichen Überlieferungen, die in der keltischen Kultur einen hohen Stellenwert einnahmen, versickerten irgendwann im Laufe der vergangenen Jahrhunderte. Und so stammen auch die ersten Beschreibungen von Britannien aus den Federn römischer Gelehrter und Feldherren – und sie sind nicht eben schmeichelhaft. Das Bild der Kelten, das diese Berichte vermitteln, ist blutrünstig, brutal und zuweilen sehr primitiv. Heute wissen wir, dass die Kelten über einen großen Wissenschatz verfügten und begabte Kunsthandwerker, Geschichtenerzähler und Musiker waren. Den Römern jedoch blieb dies lange verborgen.

Als Britannia bezeichneten die Römer jedoch ausschließlich den südwestlichen und nördlichen Teil der Insel, also das heutige Cornwall, Wales und Schottland, eben jene Regionen, in die sich die Kelten zurückzogen, als die Römer um 43 n.Chr. auf die Insel kamen. Die Bezeichnung Britannien blieb in Gebrauch, bis Jakob VI. von Schottland, der später Jakob I. von England wurde, erstmals den Begriff „Großbritannien“ gebrauchte.

1707 kam es zur Personalunion auf dem englischen und schottischen Thron, wodurch die beiden Länder Britanniens, die bislang unabhängig voneinander existiert hatten, vereint wurden. Der Name „Großbritannien“ bot sich also an und zwischen 1707 und 1800 sprach man vom „Königreich Großbritannien“. Ab 1801 war die Bezeichnung „Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland“ gebräuchlich und seit 1927 nennen wir das Land in der Regel vereinfacht „Vereinigtes Königreich“. Das hat dem Namen etwas von der wilden Romantik genommen, die man mit dem Begriff „Britannien“ automatisch verbindet. An der Faszination dieser Insel hat sich bis heute nichts geändert - auch wenn wir sie nicht mehr Britannien nennen.

Lesen Sie bei uns auch mehr über Schottlands Weg zur Unabhängigkeit.



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