Glenfiddich
Unter den schottischen Whiskys ist der Glenfiddich – wenigstens hierzulande – der bekannteste. Seit 1886 wird im Speyside-Ort Duffton ein Single Malt hergestellt, der den Geschmack außerordentlich vieler Whisky-Liebhaber trifft. Während andere berühmte Single Malt Whiskys, wie der Talisker oder der Laphroig, einen sehr scharfen, rauchigen Geschmack aufweisen und damit eher einem kleinen Kreis von Liebhabern zusagen, ist der Glenfiddich ein Whisky, den man auch als Neuling genießen kann.
Geschmacklich ist er eher im Bereich der feinen und leichten Whiskys einzuordnen. Wer noch nie einen Whisky probiert hat – und sich nicht beim ersten Schluck für immer mit diesem Tropfen entzweien möchte – sollte zunächst einen Glenfiddich verkosten. Zwar lässt er schon anklingen, was einen echten schottischen Whisky ausmacht, doch er hält von allem das richtige Maß, fühlt sich eher samtig im Mund an, rinnt wohltuend die Kehle hinab und erfüllt den Bauch mit einer herrlichen Wärme.
Ein Schluck Glenfiddich ist eine sanfte Wohltat, die durch ein ganz leichtes Brennen abgerundet wird. Und so ist es kein Wunder, dass der Glenfiddich für die meisten Menschen der erste Single Malt Whisky ist, den sie kennenlernen, und dass er inzwischen zum berühmtesten und meistverkauften Whisky der Welt aufgestiegen ist.
Die Geschichte des berühmten Glenfiddich-Whiskys
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Der Name Glenfiddich bedeutet übrigens im Gälischen „Das Tal der Hirsche“ und meint das Tal im Nordosten von Schottlands Highlands, in dem das knapp 1.500 Einwohner-Städtchen Dufftown liegt. Der Hirsch aus dem Namen findet sich auch auf dem Etikett des Glenfiddich wieder: In den Bergen Schottlands gilt der Hirsch als der „Monarch der Highlands“, der König der Tiere. Hier, im Tal, treffen die Flüsse Fiddich und Dullan Water zusammen. Das Wasser für den Glenfiddich stammt übrigens nicht aus diesen Flüssen, sondern aus den Robbie-Dubh-Quellen.
Auch das Getreide wird zum größten Teil auf umliegenden Feldern angebaut und dann direkt vor Ort verarbeitet. Die Region rings um Dufftown, die Heimat des Glenfiddich, ist für ihre Whiskys berühmt. Zwischen 1823 und 1897 gründete man in der Gegend nicht weniger als sieben Whisky-Destillerien. Die Glenfiddich-Brennerei war die zweite und wurde 1887 von William Grant gegründet. Die Brennblasen, die sie seit damals für die Herstellung des berühmten Tropfens verwenden, übernahmen sie aus einer alten Brennerei, in der ganz in der Nähe der leichte Cardhu destilliert wurde.
Bis heute hat sich weder am Ort der Whisky-Herstellung, noch am Verfahren oder an den Brennblasen, die als die kleinsten industriell genutzten Brennblasen in Schottland gelten, etwas geändert. Noch immer werden die „stills“, wie die Brennblasen im Englischen heißen, mit Kohle beheizt, was sehr zum Aroma des leichten und gefälligen Whiskys beiträgt, dessen intensive malzige Note von Kennern sehr geschätzt wird. Bei einem Rundgang durch die Glenfiddich-Destillerie können Sie diese ebenso bewundern wie die großen Maische-Fässer und die Lagerräume mit den Eisenfässern, in denen der Glenfiddich heran reift.
Im Gegensatz zu vielen anderen Destillerien, die inzwischen in die Hände großer Konzerne übergegangen ist, ist die Glenfiddich-Destillerie in Dufftown noch immer im Besitz der Familie Grant – und das bereits in der fünften Generation. Hier schwört man auf die Tradition und ist sich der großen Verantwortung bewusst, die mit dem Namen Glenfiddich einhergeht. Noch bevor andere Destillerien dieses Potential überhaupt erkannt hatten, eröffnete die Glenfiddich-Brennerei ein Besucherzentrum: Schon 1969 führte die Familie Grant Whisky-Freunde aus aller Welt kostenfrei durch die Brennerei und erklärte die einzelnen Schritte der Herstellung. Bekannt ist die Destillerie auch dafür, dass hier – einzigartig in Schottland – der Whisky direkt vor Ort in die auffälligen grünen, dreieckigen Flaschen abgefüllt wird. Auch eine Whisky-Verkostung durch die verschiedenen Sorten gehört natürlich standardmäßig zur Führung durch die Glenfiddich-Destillierie dazu.
Fein und fruchtig: Die jungen Glenfiddich-Whiskys
Die Verkostung erfolgt in schlanken, tulpenförmigen Whiskygläsern, in denen sich das Aroma des Whiskys optimal konzentrieren kann. Am besten wagen Sie sich zunächst an das jüngste Mitglied der Glenfiddich-Familie, an den Glenfiddich 12 Jahre, dessen blasser Goldton sich schon ausnehmend schön betrachten lässt. Wenn Sie dann die Nase über das Glas halten, steigt Ihnen der leichte, frische, fruchtige Duft, der entfernt an Birne erinnert, in die Nase. Darunter mischt sich das herrliche Aroma von Eichenholz, Torf und Pinien. Whisky-Kenner bezeichnen den Glenfiddich 12 Jahre als besonders harmonischen, ausgewogenen Whisky. Das macht ihn zum absoluten Klassiker unter den Single Malt Whiskys aus Schottland – und zu einem, mit dem Sie vor allem am Anfang nichts falsch machen können.
Der Glenfiddich Rich Oak dann ist 14 Jahre alt und bezaubert mit seinem satten Goldton, der schon von Weitem betrachtet, sein geschmeidiges Aroma erahnen lässt. Dieser spezielle Whisky, der eine noch relativ junge Kreation ist, entfaltet einen Duft nach Vanille und Aprikose und ist unterfüttert mit vielen würzigen Nuancen, die von der Eichenholz-Note kunstvoll abgerundet werden. Er gilt als überaus temperamentvoller Whisky und verdankt seine Fruchtigkeit der Tatsache, dass er in noch „jungfräulichen“ Eichenfässern heranreift, deren Aromen noch nicht durch vorangegangene Reifeprozesse verändert wurden.
Ebenfalls golden, aber mit einer kräftigen Honig-Note, präsentiert sich der Glenfiddich 15 Jahre, ein voller, fruchtiger und sehr geschmeidiger Whisky, der wie milder Balsam die Kehler herunter rinnt. Honig und Vanille vereinen sich darin mit einer Vielzahl Gewürze zu einem harmonischen Geschmackserlebnis, das noch lange nachklingt. Das Besondere am Glenfiddich 15 Jahre: Hier treffen Whiskys aus früheren Sherry-Fässern auf Whiskys aus reifen und jungen Eichenfässern.
Gemeinsam kreieren sie dann den unverwechselbaren Geschmack und den vollfruchtigen Körper dieses Whiskys. Er eignet sich perfekt zum Dessert und zum Abschluss eines reichhaltigen Abendessens. Auch der Glenfiddich Distillery Edition ist 15 Jahre alt, zeichnet sich aber durch einen delikat-blumigen Geschmack und einen leicht erhöhten Alkoholgehalt aus. Reife Früchte und frisch gemahlener Pfeffer machen diesen Whisky zu dem was er ist, zu einer Sonderedition, die vor allem von Experten, Kennern und Liebhabern geschätzt wird. Einsteigern wird dieser Tropfen wohl etwas zu speziell sein.
Voll und aromatisch: Die reifen Glenfiddich-Sorten
Das gleiche gilt für die reifen Whiskys aus dem Hause Glenfiddich. Der Glenfiddich 18 Jahre, mit seinem vollen Goldton, lässt schon erahnen, dass dieser Whisky im Laufe seines Reifeprozesses sehr an Charakter und Geschmack gewonnen hat. Und tatsächlich entfaltet er einen beinahe betörenden Duft nach Früchten und Zimt. Man meint, Apfel heraus zu riechen, der sich mit dem Eichen- und dem Malzaroma zu einer herrlichen Kreation verbindet. Seinen eleganten Duft und sein langes Finish verdankt dieser Glenfiddich seiner Lagerung in Fässern, die zuvor für spanischer Oloroso-Sherry genutzt wurden. Der bernsteinfarbene Glenfiddich 21 Jahre ist ebenfalls eine ganz besondere Kreation, ein kleiner Schatz unter den Whiskys. Vanille und Toffee lassen sich deutlich herausschmecken. Doch da ist noch eine andere, leicht derbe Note, die an neues Leder erinnert.
Er präsentiert sich leicht rauchig und zugleich weich und zart so, voller Würze und von der Fruchtigkeit von Limone untermalt. Hier trifft schottische Whisky-Tradition auf karibische Lebensfreude. Er lässt sich wunderbar zu deftigen europäischen Gerichten, aber auch zu feinen, asiatischen Kreationen servieren. Der König unter den Glenfiddich-Whiskys ist dann aber der Glenfiddich 30 Jahre, ein Whisky, dessen Farbe so tief und bronzen ist, dass man unweigerlich an dunkle Schokolade denken muss. Seine elegante Holznote verbindet sich mit üppigen Nuancen von Sherry und reifer Feige. Auch im Geschmack erinnert er an Schokolade und ein wenig an würzigen Blütenhonig. Für solch eine Whisky-Kreation braucht es eben viel Zeit. 30 Jahre lang reifte dieser Whisky für den einen, ganz besonderen Moment heran, in dem sie sich den Glenfiddich 30 Jahre, der in einer edlen Holzbox und mit Sicherheitssiegel aus Wachs geliefert wird, gönnen.
Noch edler geht es nur mit dem Sortiment der Raritäten von Glenfiddich zu: Der 40- und der 50-jährige Glenfiddich erfreuen sich bei Sammlern großer Beliebtheit, sind aber in Preislagen zwischen 1.500 Euro und 12.000 Euro nicht mehr wirklich zum Genuss geeignet. Daran kann auch das perfekt ausgewogene Verhältnis zwischen Rosenblättern und Veilchen nichts ändern, das der Hersteller für den 50-jägrigen Glenfiddich anpreist. Viele der Raritäten – wie der Glenfiddich Rare Collection 1937 – sind inzwischen nicht mehr im Handel erhältlich und werden nur noch unter Whisky-Kennern mit ganz besonderem Budget gehandelt. Doch wer den Whisky lieber trinken als anschauen will, der findet in den unteren Preiskategorien von Glenfiddich sicher einen Tropfen, der ganz besonderen Momenten das ganz besondere Aroma verleihen wird.
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