Schottland mit allen Sinnen
Nach einer ruhigen Fahrt, ohne seekrank zu werden und ohne Angst um unsere beiden Bikes zu haben (sie waren sehr gut verstaut worden!), verließen wir in der schottischen Hauptstadt Edinburgh die Fähre. Der Regen zwang uns zunächst einmal Unterschlupf in einer der vielen Kneipen zu suchen.
Unser Trübsinn über das schlechte Wetter wurde sogleich von unglaublich gastfreundlichen Schotten weggeblasen. Die Stimmung im Pub riss uns mit – Folkmusik und gute Laune im Überfluss – keine Spur von alkoholisierten und pöbelnden Engländern.
Auf die Frage, nach Übernachtungsmöglichkeiten, bekräftigte sich unser erster Eindruck von der schottischen Gastfreundschaft – wir hätten in dieser Nacht in vielen Familien Bed and Breakfest Unterkünften ein warmes Plätzchen gefunden! Spät nachts machten wir uns auf den feuchten Weg und suchten das am nächsten gelegene Hotel auf.
Der früher Start auf zwei Rädern
Am nächsten Morgen schon schlängelten wir uns mit unseren österreichischen KTMs (Super Duke und Adventure) erst einmal zur Erkundung der Stadt durch die engen Gassen. Vor Reiseantritt gab das Internet darüber Auskunft, dass die schottische Hauptstadt auf Vulkan Gebirge erbaut worden war und die Kurven dort sehr eng seien – wir können dies nur bestätigen und freuten uns über unsere agilen Mopeds.
Entfernt man sich etwas von der Stadt, so wird man mit einem herrlichen Blick auf die Hauptattraktion Edinburghs belohnt – hoch über der Stadt thront das Schloss, in dem einst, nach Schiller, die schottische Königin Maria Stuart wohnte. Mit einem lachenden und vorfreudigem Herzen verließen wir am nächsten Tag die wundervolle Stadt, um an der Küste entlang 200 Kilometer Richtung Norden nach Aberdeen, zu cruisen. Zunächst ging es für uns durch eine mäßig befahrene Autobahn, die ebenso unserem Weg entlang des Wassers der Nordsee folgte, jedoch nach einiger Zeit ins Landesinnere bog.
Nun machten sich die berühmten kleinen, kurvigen und wenig befahrenen Straßen Schottlands vor uns breit – wir mussten nicht mehr darauf achten, links zu fahren (worauf man vor allem im Kreisverkehr und beim Abbiegen wirklich achten muss!) – sondern eher darauf, dass uns keines der vielen Schafe vor das Moped läuft! Links das Grün, das charakteristisch für Irland ist und rechts die Küste, wie aus den Enid Blyten Büchern – herrlich. Man hätte stundenlang so weiter fahren können und die Zeit hatte ich sowieso völlig vergessen. Doch durch ein Magengrummeln wurde ich aus der traumhaften Landschaft gerissen und an meine menschlichen Bedürfnisse erinnert.
An Gastfreundschaft nicht zu übertreffen!
Nach unserem fast – schottischen Frühstück in Endinburgh, bei dem wir uns, außer an die Cornflakes, an nichts anderes heran getraut hatten, da uns Würstchen mit viel Ketchup morgens zu heftig gewesen wären, wollte mein Magen nun doch noch zum Zug kommen. Ich vertröstete ihn auf weitere Minuten, die ich genießend auf meiner Duke verbrachte, um ihn schließlich bei unserer Ankunft in Aberdeen zu entschädigen. Nachdem wir unser Hab und Gut sowie unsere Motorräder in gute Hände von wieder sehr freundlichen Hotelbesitzern gegeben hatten, machten wir uns diesmal – ausnahmsweise zu Fuß – auf die Suche nach einem gemütlichen Plätzchen fürs Dinner. Nachdem wir beide, Männlein, wie Weiblein, sehr heikel beim Essen sind und immer noch zu viel Respekt vor dem englisch / schottischen Essen hatten, wählten wir die Alternative und kehrten beim Inder ein.
In Schottland gibt es auffallend viele derartige Restaurants – wohl ein Überbleibsel der Kolonialzeit! Ein gutes Überbleibsel, wie wir nach dem Essen feststellten. Das Essen war köstlich, sehr frisch und schön scharf. Genau richtig, um am nächsten Morgen gestärkt Aberdeen zu genießen – mit dem festen Vorsatz, schottisches Essen zu kosten! Nach einem entspannten Tag, den wir mit einem Spaziergang entlang der Küste und mit Picknick im Seaton Park genossen, gönnten wir uns unsere erste schottische Mahlzeit.
Ich muss sagen, ich war hellauf begeistert, als ich die Karte mit all den Kartoffel – und Suppenvariationen las. Warum nur hat die Schottische Küche einen derart schlechten Ruf? Nachdem ich meine Potatoe Scones, eine Art Pfannkuchen aus Kartoffeln, freudig verschlungen hatte, entdeckte ich die köstlichen Nachspeisen für mich. Ein Schokokuchen mit flüssiger Karamellfüllung fand noch Platz in meinem gut gefüllten Bäuchlein und machte mich vollends glücklich! Das Wetter war wunderbar, blauer Himmel, die Luft roch nach dem frischen Meer, die Angst vor dem Essen war vollkommen unbegründet – so gestärkt verließen wir Aberdeen Richtung Inverness.
Zum ersten Mal auf unserer Reise wendeten wir uns vom Meer ab und nahmen die kleinen Landstraßen, welche quer durch Schottland führten. Auf unserem Weg fanden wir es – das Schottland aus dem Kinderbuch. Berge, grüne Wiesen und Wasser. Der „Lochindrob“ ist ein typisch schottischer See. Er fesselte uns so sehr, dass wir unsere Motoren ruhen ließen und auf den KTMs sitzend die wunderbare Atmosphäre einsaugten. Es war totenstill, nur die Bewegungen des Wassers waren zu vernehmen.
Eine Insel, inmitten des Sees erregte unsere Aufmerksamkeit und wir näherten uns mit geringer Geschwindigkeit, um die Ruhe nicht zu stören. Der Zufall wollte es, dass wir nicht die Einzigen waren, die die Insel vom Ufer aus entdeckt hatten und sie bewunderten. Nachdem wir wenige Meter gefahren waren, standen zwei Motorräder (Suzuki SV und Yamaha FZ6), mit Schweizer Nummernschildern, friedlich am Ufer. Ihre Fahrer waren nicht weit – wir nahmen Kontakt zu den unglaublich netten älteren Herren auf. Sie erklärten uns, dass sich auf der entdeckten Insel die Ruine des Lochindorb Castles befände.
Eine Motorradreise quer durch Großbritannien
Die Insel könne nur per Boot besichtigt werden, sie boten uns an, bei ihnen Platz zu nehmen, um gemeinsam die Schönheit zu genießen. Die beiden erzählten uns, dass sie in Portsmouth per Fähre gelandet seien. Ihr Vorhaben war es, die englische Insel von Süden nach Norden zu durchqueren, ihr Ziel war die nördliche Spitze Schottlands: Thurso. Nach einem wunderbaren Gespräch über die perfekten Bedingungen für Biker, die schottische Gastfreundschaft, sowie das gute Essen, trennten sich unsere Wege wieder und wir ritten alleine, jeder unter seinem Helm, weiter.
Inverness, der Partnerstadt unserer Heimatstadt Augsburg mussten wir unbedingt einen Besuch abstatten – wir hatten mit ihr den nördlichsten Punkt unserer Route erreicht und wurden abermals belohnt! Ehrfürchtig besuchten wir „The Cathedral Church of St. Andrew“. Diese Kirche fällt von außen deshalb auf, da die Spitzen der beiden Haupttürme nicht mehr fertiggestellt worden sind.
Anstelle von den üblichen, spitzen Dächern, sind diese Turmspitzen mit einem Flachdach ausgebaut. Das Innere besticht durch wunderschöne Mosaik – Fenster und durch eine wahnsinnige Geräumigkeit! Man fühlt sich plötzlich sehr klein. Genauso, wie in den riesigen, wunderbar kuscheligen Betten unserer Unterkunft. Wir verbrachten die Nacht im „Bannerman Bed and Breakfast“, welches nur wenige Meter außerhalb des Stadtkerns entfernt liegt. Wir trafen dort vor allem auf junge Paare, was uns natürlich sehr entgegen kam ( wir sind beide 25 ) Die Meisten die wir dort trafen, waren auch Rundreisende, wie wir.
Egal mit wem man sich unterhielt, jeder bestätigte unseren Eindruck von Schottland: wunderschön, herzliche Menschen und leckeres Essen. Hier zeigt es sich wieder einmal mehr, dass man sich selbst ein Bild machen muss. Wenn ich nicht selbst in Schottland gewesen wäre, würde ich immer noch der festen Überzeugung sein, dass man das hiesige Essen nicht essen könne, welch ein Blödsinn! Nach unserer sehr erholsamen Nacht und einem Frühstück mit Würstchen und Eiern, die vorzüglich waren, stiegen wir auf unsere brav wartenden KTMs, die es hier wieder einmal herrlich hatten (sie hatten eine eigene Garage über Nacht bekommen) und brachen zu unserem letzen Tagesausflug unserer Reise auf.
Ein Besuch bei „Nessie“ muss sein...
Das Ziel war eindeutig, kein Schottland – Trip ohne Nessi! Um von Inverness nach Loch Ness zu kommen, folgt man als Motorradfahrer einfach immer dem Wasser! Der See Loch Ness, hat einen Meerzufluss, der bei Inverness in die Nordsee mündet. Diesem folgten wir. Unsere Mopeds genossen die Freiheit, in der sie sich bewegen konnten und glitten circa 7 Meilen über die freien Sträßchen, die uns wieder einmal durch wundervolle Berg – Kulisse lotsten, bis nach Lairgmore. Dort begann unser „Abenteuer Nessi“. Werden wir es zu Gesicht bekommen?
Nachdem wir in dem kleinen Städtchen einen englischen Tee zu uns genommen hatten, den wir mittlerweile mit Milch wünschten, freuten wir uns auf einen wunderbaren Tag auf unseren Motorrädern. Die Straße, die direkt am See entlang lief, war wieder eine Autobahn – die A82. Um sie zu meiden, kurvten wir in die Berge hinauf. Dort fanden wir was wir wollten: Motorrad – Straßen und einen einzigartigen Blick auf den See. Wir hatten bei unserer Tour wirklich ein riesen Glück mit dem Wetter, außer dem „Willkommens – Regen“ beglückte uns die Sonne mit ganzer Kraft.
Nachdem wir, leider ohne Nessi gesehen zu haben, die Südspitze des Sees umrundet hatten, wichen wir etwas vom Kurs ab, um die beiden Seen „Loch Nan Lann“ sowie „Loch Knockie“, die nur wenige Moped Minuten entfernt liegen, zu besuchen. Man möchte nie aufhören, diese Straßen zu befahren. Es ist eigentlich unbeschreiblich und man muss selbst erlebt haben, wie Schottland funktioniert! Ich könnte nun wieder beschreiben, wie man durch die Berge, mit den vielen Schafen und den wenigen Leuten reitet, wie köstlich unser Lammtopf mit Kartoffeln im „Knockie Lodge“ mundete und wie wunderbar der leichte Wind uns an den Seen ins offene Helmvisier strich – doch dann würde ich mich wiederholen. Am Morgen nach dem finalen Ausflug und den vielen gesammelten Eindrücken, verließen wir Inverness und damit Schottland per Fähre. Wie ich breites sagte – Schottland muss man selbst mit allen Sinnen erlebt und gefühlt haben!
begeistert schrieben Annette und Wolfgang aus Augsburg über Schottland
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