Stirling

Stefano Valeri | Dreamstime.com

Stirling

Stirling

Stirling Castle thront auf einem der beiden wichtigen Felsen in der Geschichte von Schottland.

Setzt man deutsche Maßstäbe an, ist Stirling alles andere als eine Großstadt. Vielmehr wirkt das Städtchen, wenn man es passiert, wie eine lose Ansammlung von Häusern und Straßen, die sich unterhalb der monumentalen Burg zwischen die Hügel schmiegt. Diese Burg aber ist es, die auch dem unbeteiligten Beobachter verrät, dass Stirling einmal große Bedeutung hatte. Mehr noch: Es war einmal ein pulsierendes, bedeutsames Zentrum des jungen Schottlands.

Die Ähnlichkeiten zu Edinburgh, der Hauptstadt, sind unverkennbar. Die Schotten gehen sogar soweit zu sagen, Stirling sei eine Miniaturausgabe von Edinburgh. Alles in allem kleiner, kompakter, gemütlicher – aber nicht weniger geschichtsträchtig. Es heißt, die Geschichte von Schottland ruhe auf zwei Felsen, jenen Felsen aus Vulkangestein, auf denen Edinburgh Castle und Stirling Castle thronen. Man muss kein Militär-Stratege sein, um zu erkennen, dass diese Positionen denkbar günstig waren, um Festungsanlagen darauf zu errichten. Vor allem in Stirling, wo es weit und breit nichts als sanfte Hügel im näheren Umkreis gibt, ist die Position des Castles nicht zu übertreffen.

Die Geschichte von Stirling

Das wussten auch schon die Menschen, die vor den heutigen Schotten hier siedelten. Die Spuren, die auf dem Felsen gefunden wurden, datieren zurück bis in die Steinzeit. Er war ein ideales Versteck vor Angreifern und bot beste Voraussetzungen, die Feinde schon früh zu sehen und abzuwehren. Auch die Römer erkannten die strategischen Vorteile des Felsens. Er war nicht nur leicht zu verteidigen, sondern erlaubte es seinen Bewohnern auch, den Flusslauf des Forth zu überblicken. Der Fluss war damals einer der wichtigsten Verkehrswege in Schottland und ein bedeutender Teil der Ost-West-Achse. Bei Stirling spaltet er sich vom River Teith ab und fließt dann in Richtung Westen in den Loch Ard im Trossachs Nationalpark. Die Furth am River Forth und der Hafen brachten Stirling Wohlstand und Reichtum und so ist es kein Wunder, dass Stirling im 12. Jahrhundert zum königlichen Burgbezirk ernannt wurde.

Im Kampf gegen die englische Besatzung wurde Stirling zum Symbol der Weigerung Schottlands, die Oberhoheit der Engländer anzuerkennen. Zwei Mal kämpften die Schotten in der Nähe von Stirling für ihre Unabhängigkeit – und zwei Mal brachten sie den Engländern verheerende Niederlagen ein. 1297 trat hier William Wallace, heute vor allem bekannt durch den Film Braveheart von und mit Mel Gibson, zum ersten Mal in Erscheinung.

In der Schlacht von Stirling Bridge besiegten die Schotten unter der Führung von William Wallace und Andrew de Moray die Engländer, die jahrelang marodierend, mordend und brandschatzend durch das Land gezogen waren und so den Hass der Bevölkerung auf sich gezogen hatten. Die Schlacht von Stirling Bridge ist eines der wenigen verbürgten Zeugnisse für das Leben von William Wallace, doch er betrat die Bühne der Weltgeschichte mit einem Paukenschlag, der auch dem englischen König Edward I. klar machte, dass er im Norden einen Feind hatte, den er nicht unterschätzen sollte. 6.000 englische Soldaten fanden bei Stirling Bridge den Tod, während die Schotten kaum Verluste zu beklagen hatten.

Wie William Wallace in Stirling zur Legende wurde

Stirling mag auf den ersten Blick nicht so aussehen, doch die Stadt war historisch von großer Bedeutung.

Es war der Auftakt zu einer Reihe von militärischen Erfolgen, mit denen es William Wallace gelang, die Engländer aus dem Land zu vertreiben. Sie jagten die Besatzer bis in den Norden Englands zurück. Hatten die schottischen Adligen Wallace bis dahin skeptisch gegenüber gestanden, führte die Schlacht bei Stirling zu einer Wende. Mit der Gunst und Unterstützung der schottischen Oberschicht gelang es William Wallace, fast alle englischen Burgen in Schottland zu erobern und das Land – wenigstens für den Augenblick – den Schotten zurück zu geben. Dieser erstaunlichen Leistung gedenkt man heute mit einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Stirling, mit dem Wallace Monument, einem 67 Meter hohen viktorianischen Turm, der über die Ebene von Stirling blickt.

Errichtet 1869, mehr als 120 Jahre nach der endgültigen militärischen Niederlage der Schotten in der Schlacht bei Culloden, war das Wallace Monument Ausdruck der neuen Begeisterung für die schottische Geschichte. Die damalige englische Königin Victoria war ein großer Schottland-Fan und sorgte für eine Welle der Schottland-Euphorie in englischen Adelskreisen. Urplötzlich hegte man romantische Sentiments gegenüber Kilt, Tartan, Dudelsack und den schottischen Helden der Geschichte. Der heutige Kult um William Wallace, der nicht nur in Stirling ausgiebig zelebriert wird, ist wohl eher ein Produkt dieser Zeit als eine Tradition aus dem 13. Jahrhundert.

Robert the Bruces großer Sieg bei Stirling

Noch heute wird Stirling von den Geistern der Vergangenheit heimgesucht.

Und auch eine weitere bedeutende Schlacht wurde nur wenige Jahre später, 1314, in der Nähe von Stirling ausgefochten. William Wallace war inzwischen verraten und neun Jahre zuvor grausam hingerichtet worden. Da erkämpfte sich ein zweiter Held der Geschichte von Schottland seinen Platz als Märtyrer: Robert the Bruce. Wegen seiner früheren Nähe zum englischen Königshaus misstraute man the Bruce in Schottland. Erst als sein Heer Erfolge verzeichnen konnte, fasste man allmählich Zutrauen. Die Schlacht bei Bannockburn, nur wenige Kilometer von Stirling entfernt, war der Höhepunkt dieser Erfolgsserie und der wohl größte Sieg in der schottischen Militärgeschichte.

Robert the Bruce führte ein furchtloses Heer von – je nach Quelle – 5.000 bis 10.000 Mann in den Kampf gegen die englische Übermacht von 13.700 bis 25.000 Mann. Doch Robert the Bruce hatte einen entscheidenden Vorteil auf seiner Seite: In seinem Heer kämpften Männer, die ihr Land und ihre Freiheit verteidigten, darunter auch Clans, die zwar nicht immer einer Meinung mit Robert the Bruce gewesen waren, die aber hier, in Stirling, bereit waren, diese Streitigkeiten zum Wohle der Sache vorläufig beizulegen. Der Sieg, den sie mit vergleichsweise geringen Verlusten im Juni 1314 errangen, machte Robert the Bruce unsterblich. Schottland war wieder frei und unabhängig. Wenigstens für den Moment. Heute trägt man den beiden Helden, die ihre Erfolge bei Stirling errangen, am Tor von Edinburgh Castle Rechnung. Hier wachen Robert the Bruce und William Wallace seit 1929 als Schutzpatronen zu beiden Seiten des Tores über die, die das Herz Schottlands betreten.

Geister und Geschichten in Stirling und Umgebung

Stirling Castle ist im Übrigen nicht weniger eindrucksvoll als Edinburgh Castle. Die Burg auf dem Castle Hill war 1543 Schauplatz der Krönung von Maria Stuart, der späteren Queen of Scots. Zu diesem Zeitpunkt war Maria erst ein Jahr alt und die politische Situation in Schottland mehr als kritisch. Ihr Vater, Jakob V., war kurz zuvor verstorben und hatte Maria als einzigen Erben hinterlassen. Und so wurde hier, in Stirling, nicht nur das Schicksal der jungen Prinzessin, sondern auch das Schicksal Schottlands besiegelt. Denn Marias Sohn sollte Jahrzehnte später die Kronen von England und Schottland zusammenführen.

Wenn Sie das Castle besuchen, werden Sie deshalb feststellen, dass es hier nur so vor Erinnerungen und Geschichten wimmelt. Manche von ihnen kann man sogar sehen: Die „Green Lady“ ist ein häufiger Gast in der Burg und nur eine von vielen Geistererscheinungen, für die Stirling bekannt ist. Wer sich richtig gruseln möchte, sollte das „Settle Inn“ besuchen, einen Ort, der mit so vielen Geistersichtungen aufwarten kann, wie kein anderer in Schottland. So wird Geschichte in Stirling lebendig – im wahrsten Sinne des Wortes.

Weitere Sehenswürdigkeiten Stirling

Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Stirling sind Stirling Castle und das Wallace Monument. Darüber hinaus lohnt sich ein Spaziergang durch die Altstadt von Stirling, in der sie noch Überreste der Stadtmauer aus dem 16. Jahrhundert erkennen können. Diese war ursprünglich dazu gedacht gewesen, Heinrich VIII. aus Stirling fernzuhalten, der Maria Stuart mit seinem Sohn verheiraten und so die Bedrohung für die englische Krone abwenden wollte, die von der jungen Königin ausging. Die Mauern gelten als die besterhaltenen in Schottland und können über den Back Walk erlaufen werden. Ein eher düsterer Zeuge der Geschichte von Schottland ist der Tolbooth, das mittelalterliche Gefängnis von Stirling. Ironischer Weise ist es heute das inspirierende künstlerische und musikalische Herz der Stadt.

Wenn Sie in Stirling sind, sollten Sie außerdem die Old Bridge über den Forth aus dem 15. Jahrhundert und das Schlachtfeld von Bannockburn an der A872 besuchen. Das Besucherzentrum liefert interessante Einblicke in die Geschichte rund um die große Schlacht von Robert the Bruce. Im weiteren Umkreis lohnen sich außerdem die Orte Dunblane mit der Dunblane Cathedral, die zum größten Teil aus dem 13. Jahrhundert stammt, und Doune mit der romantischen Ruine von Doune Castle aus dem 14. Jahrhundert. Außerdem bieten sich von Stirling ausAusflüge nach Perth, Edinburgh, Glasgow und in den Trossachs Nationalpark rings um den Loch Lomond an.

Anreise Stirling

Stirling liegt ziemlich zentral zwischen Edinburgh und Glasgow in den Lowlands von Schottland. Von beiden Großstädten, die zum Beispiel von Berlin aus mit EasyJet angeflogen werden, gibt es günstige Verbindungen nach Stirling. Mit dem Mietwagen oder mit dem eigenen Auto folgen Sie von Glasgow aus der M80 nach Stirling und von Edinburgh aus nehmen Sie die M9, die ebenfalls direkt nach Stirling führt. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln reist, nutzt von Glasgow Queen Street im Stadtzentrum die Buslinien nach Aberdeen oder Dundee, die in Stirling halten (ca. 30 Minuten). Auch von Edinburgh aus gibt es Direktverbindungen. Hierfür nehmen Sie den Zug in Richtung Dunblane oder den Bus der Linie 913 (ca. 1 Stunde).



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