Schottische Schlösser
Schottland verfügt über mehr als 250 Burgen. Sie zeugen von der langen und wechselvollen Geschichte des Landes. Einst zum Schutz vor Angreifern erbaut, zählen die Castles heute zu den größten Sehenswürdigkeiten Schottlands und widerspiegeln eindrucksvoll den Charme vergangener Zeiten.
Viele Burgen erstrahlen nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten in neuem Glanz. Museen bergen die Kunstschätze des Mittelalters, die Ahnentafeln der schottischen Clans und vielfältige Zeugnisse des schottischen Freiheitskampfes. Nicht wenige Burgen sind noch heute im Besitz der Familien derer, die sie seit Jahrhunderten bewohnten.
Zahlreiche Castles wurden zu Hotels umgewandelt und geben einen lebendigen Einblick in das Leben der Monarchen. Andere Burgen überdauerten die Jahrhunderte als schaurig schöne Ruinen, welche einen faszinierenden Anblick vor der beeindruckenden landschaftlichen Kulisse Schottlands bieten und als beliebte Fotomotive um die Welt gehen.
Die ersten Burganlagen in Schottland bestanden aus von den Normannen aufgeschütteten Erdhügeln, welche sie „Mounds“ nannten und mit einem hölzernen Wohnturm versahen. Später wurde begonnen, diese Anlagen durch Palisaden und Gräben zu verstärken. Erste Steinburgen entstanden im ausgehenden 13. Jahrhundert. Sie bestanden aus dem Castle, den Wehrmauern und einem “Tour” genannten Wohnturm.
Das Schloss als „Statussymbol“ des 16. Jahrhunderts
Im 15. Jahrhundert begann man mit der Errichtung von “Palatial Castles”. Dem Wohnturm schloss sich nun ein Rittersaal an. Im 16. und 17. Jahrhundert sind nicht mehr nur reine Wehrburgen entstanden. Die trutzige Schlichtheit wich nun dem Prunk imposanter Schlösser, welche als Residenzen und Repräsentationsobjekte dienten.
Castle ist in Schottland ein weiter Begriff. Er kann gleichsam ein Schloss, eine Ruine oder eine Burg bezeichnen. Dabei hat jedes Castle sein Schicksal und ist eingebunden in die bewegte schottische Geschichte. So ist das Edinburgh Castle Zentrum schottischer Historie schlechthin und beherbergt die Kronjuwelen.
Glamis Castle ist dramatischer Schauplatz von Shakespeares “Macbeth” und Geburtsort der Königin Mutter. Paradebeispiele mittelalterlicher Festungsbaukunst stellen Blackness Castle oder Caerlaverock Castle dar. Linlitghgow Palace verzeichnen die Geschichtsbücher als Geburtsort Maria Stuarts. An Schottlands Burgen wurde Jahrhunderte lang gebaut. Sie wurden umkämpft, belagert, erweitert und zuweilen am Ende zerstört. Eng mit den Castles verbunden ist das Leben ihrer Bewohner, das Leben der schottischen und englischen Herrscher und traditionsreichen Clans, welche besonders die Schlösser in den Highlands ihr Eigen nennen. Wer ein Gefühl für die ganze Vielfalt und Schönheit der schottischen Castles bekommen möchte, sollte sie mit eigenen Augen gesehen haben. Dann wird er auch Verständnis für die Mythen, Sagen und Erinnerungen erlangen, welche in den historischen Räumen die Zeit überdauern, wird den Schlüssel zur bewegten Geschichte Schottlands finden und von den architektonischen und kunsthistorischen Werten des schottischen Volkes begeistert sein.
Edinburgh Castle
Edinburgh Castle zählt zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Schottlands. Der imposante Bau erhebt sich auf dem Castle Rock, dem Basaltkegel eines erloschenen Vulkans, im Zentrum der schottischen Metropole Edinburgh. Mit einer Burg bebaut war der Castle Rock vermutlich bereits im 7. Jahrhundert. Besiedlungsspuren des Gebietes lassen sich eindeutig bis in das 2. Jahrhundert zurück datieren. Erstmals erwähnt wurde Edinburgh Castle im 14. Jahrhundert, in der von John of Fordun verfassten Chronik Schottlands. Ältester Gebäudeteil der Anlage ist jedoch die St. Margaret`s Capel aus den Anfängen des 12. Jahrhunderts.
Im Laufe der Jahrhunderte war die Burg häufigen Belagerungen und Zerstörungen ausgesetzt und die historische Bausubstanz ging zum Großteil verloren. So finden sich heute Aus- und Anbauten aus mehreren Jahrhunderten. Die neuesten Ausbauten stammen aus dem 21. Jahrhundert und wurden vorgenommen, da die Burg noch heute als Garnison der 2. Britischen Infanteriedivision genutzt wird.
Seit Jahrhunderten pünktlich um 13.00 Uhr wird die One O`Clock Gun abgefeuert. Dieser Brauch geht auf eine alte Seefahrertradition zurück. Der vom District Gunner abgegebene Schuss ist mehr als drei Kilometer weit vernehmbar. Im Schloss kann eine Ausstellung zur Geschichte der berühmten Kanone besucht werden. Nach dem Passieren der Zugbrücke kann man den Crown Square, den am stärksten befestigten Teil der Anlage besichtigen. Im Crown Room lagern die „Honours of Scottland“, die schottischen Kronjuwelen. Ebenso kann der mystische Schicksalsstein “Stone of Destiny” bewundert werden. Der legendäre Krönungsstein wurde 1996 vom Königsthron in Westminster hierher verlagert.
Im Royal Palace befinden sich die königlichen Gemächer. Am Standort der einstigen St. Marys Church erhebt sich das Scottish National War Memorial. Im nördlichen Hauptpulverlager kann das Kriegsmuseum, ein Teil des schottischen Nationalmuseums, besucht werden. Weitere Museen in der Anlage sind das Regimentsmuseum der Royal Scots, sowie das Royal Scots Dragoon Guards Museum. Als ältester Bau Edinburghs gilt die St. Margaret`s Chapel. König David I. ließ sie im 12. Jahrhundert als Familienkapelle errichten. Angreifer verschonten die Kapelle und so ist das kleine romanische Gotteshaus noch heute in Betrieb und kann bis zu 25 Personen aufnehmen.
Als Publikumsmagnet gilt das seit 1950 auf der ursprünglich für Militärparaden genutzten Esplanade vor dem Schloss stattfindende Edinburgh Military Tattoo, Schottlands größtes Musikfestival. Mehr als 200 000 Zuschauer sehen die aus Militärmusik und Tanzdarbietungen bestehende Veranstaltung, deren Höhepunkt der Auftritt der Massed Pipes and Drums, einer Formation aus 150 Trommlern und Dudelsackspielern, darstellt.
Weiterhin verfügt das Castle über zwei Restaurants und ein besonders für Schulklassen geeignetes Educational Centre. In den Sommermonaten kann die Burg täglich zwischen 9.30 und 18.00 Uhr besichtigt werden. Im Winterhalbjahr ist zwischen 9.30 und 17.00 Uhr geöffnet. Am 25. und 26. Dezember bleibt Edinburgh Castle geschlossen. Der Eintrittspreis beträgt für Erwachsene acht Pfund Sterling. Kinder zahlen deutlich weniger und für Kinder bis fünf Jahren ist der Eintritt frei.
Stirling Castle
Auf dem Castle Hill, einem steil aufragenden Vulkankegel, erhebt sich über der Stadt Stirling Stirling Castle, eine der größten und bedeutendsten schottischen Burgen. Der Bau gilt als Nationaldenkmal und wird von Historic Scottland verwaltet. Die Existenz des Castles lässt sich bis auf das Jahr 1110 zurück datieren, als König Alexander I. dem Schloss eine Kapelle stiftete. Auf Grund seiner günstigen Lage am Fluss Forth war Stirling Castle häufiger Mittelpunkt geschichtlicher Auseinandersetzungen. Die Anlage wurde mehrmals angegriffen und belagert und befand sich im Schussfeuer dreier Schlachten. So besiegte Robert Bruce 1314 hier die Truppen König Edward II. Vom 11. bis 17. Jahrhundert diente Stirling Castle als Residenz der schottischen Könige. Größtenteils stammt das Schloss in seiner heutigen Form aus dem 15. und 16. Jahrhundert, als es von König Jakob V. und Königin Marie de Guise großflächig ausgebaut wurde.
Einen Höhepunkt in der Geschichte der Burg stellte die Krönung Maria Stuarts am 09. September 1543 dar. Im Rahmen der Koalitionskriege gegen Frankreich wurde die Anlage im 19. Jahrhundert zusehends in eine Kaserne zur Ausbildung der schottischen Soldaten umgewandelt. Bis 1964 war Stirling Castle das Hauptquartier des Argylland Sutherland Highlanders-Regiments. Durch umfassende Restaurations- und Rekonstruktionsarbeiten in den Folgejahren wurde die Anlage in ihren historischen Zustand zurück versetzt. Durch das Torhaus betritt man den Unteren Innenhof, wo das Castle-Café zum Verweilen einlädt. Im Mittleren Innenhof befinden sich die einstigen Dienstgebäude und mit dem Tor an der Nordseite die ältesten erhaltenen Gebäudeteile der Anlage.
Bedeutendste Bauten der Burg sind die Great Hall und der Königliche Palast. Die im Renaissance-Stil erbaute Great Hall ist 38 Meter lang und wurde für offizielle Anlässe des Königshauses genutzt. Der Königliche Palast vereint Elemente der Renaissance und Spätgotik und ist in Nord- und Südtrakt unterteilt. Zwischen der Great Hall und dem Königspalast befindet sich ein Durchgang in den Oberen Innenhof. Hier befinden sich der Alte Königspalast und die Schlosskapelle. Der Königspalast beherbergt das Museum des Argyll and Sutherland Highlanders-Regiments, welches auf eine mehr als 200jährige Geschichte zurück blickt. Unter www.argylls.co.uk sind nähere Informationen über die Ausstellung in englischer Sprache abrufbar. Auf dem Exerzierplatz unterhalb des Schlosshügels finden häufig Konzertauftritte bekannter Künstler statt, außerdem begrüßen die Stirlinger Einwohner hier festlich das neue Jahr.
Für eine Besichtigung von Stirling Castle sollten etwa drei Stunden eingeplant werden. Die Führung per Audioguide ist sehr informativ und umfangreich. Zwischen April und September ist die Burg zwischen 9.30 und 18.00 Uhr geöffnet. Oktober bis März wird eine Stunde früher geschlossen. Der Eintrittspreis für Erwachsene beträgt 8,50 Pfund Sterling, Kinder zahlen zahlen deutlich weniger.
Brodie Castle
Brodie Castle befindet sich etwa zehn Kilometer nordöstlich von Nairn in der Moray Region und gilt als Stammsitz des Brodie-Clans. Erstmals nachweislich urkundlich erwähnt wurde die Burg 1160. Frühere Daten bleiben in der Geschichte verborgen, da entsprechendes Material im Englischen Bürgerkrieg verloren ging. Der Bau erstreckt sich über drei Etagen und ein rechteckiger Wohnturm mit runden Hängetürmen bildet den Mittelpunkt der Anlage. Der älteste Teil des Gebäudes ist die Küche im Kellergeschoss.
Die heute Bausubstanz stammt im wesentliche aus dem 17. Jahrhundert, als das Castle nach schweren Brandschäden wieder errichtet werden musste. Im 19. Jahrhundert wurde der Ostflügel hinzugefügt. Der im Neo-Tudorstil gehaltene Gebäudeteil entstand nach Plänen des Architekten William Burn. Bis 1980 wurde die Burg durchgängig von der Familie Brodie bewohnt. Heute befindet sich die Anlage in privater Nutzung der National Trust for Scottland. Die Inneräume beeindrucken mit ihrer prächtigen Ausstattung. Besondere Akzente setzt der Salon mit seiner dunkelblauen Farbgebung, welche einen reizvollen Kontrast zum reich verzierten weißen Stuck darstellt. Neben französischen Möbeln und einer wertvollen Porzellansammlung aus England und China können in Brodie Castle auch zahlreiche Malereien des 17. Bis 19. Jahrhunderts besichtigt werden. Ein Souveniergeschäftt und eine Teestube vervollständigen das touristische Angebot auf Brodie Castle.
Das Schloss befindet sich in einer hübschen Parkanlage, welche im frühen 18. Jahrhundert angelegt wurde. Besonders im Frühling ist eine Wanderung durch die Grünanlage sehr reizvoll. Brodie Castle ist berühmt für sein Meer aus farbenprächtigen Narzissen. Am Wegesrand beeindruckt Rodney`s Stone, eine Stele der Stämme der Pikten, welche zwischen dem 5. Und 9. Jahrhundert entstand. Weiterhin bieten im Schlosspark mehrere Unterstände die Möglichkeit, Vögel in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten.
April bis September kann die Burg täglich zwischen 11.00 und 17.30 Uhr besichtigt werden. Oktober bis März ist an den Wochenenden zwischen 13.30 und 17.00 Uhr geöffnet. Erwachsene können die Burg für sieben Pfund Sterling Eintritt besichtigen. Von Kindern wird deutlich weniger Eintrittsgeld erhoben.
Eilean Donan Castle
Eilean Donan Castle. Unweit des schottischen Dorfes Dornie erhebt sich Eilean Donan Castle, Sitz des Clanes der Macrae. Das Schloss, auf einer kleinen Insel im Loch Duich in den schottischen Highlands, gilt als größte Attraktion des Gebietes und zählt zu den beliebtesten Fotomotiven in ganz Schottland. Zum Schutze vor den Wikingern wurde die Burg von Alexander II. von Schottland 1220 erbaut. Die Legende erzählt, dass der schottische König Robert the Bruce im 13. Jahrhundert in den Mauern des Schlosses Schutz vor den Engländern suchte.
Englische Fregatten zerstörten das Castle 1719. Zu dieser Zeit fungierte es als Garnison spanischer Truppen. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Anlage vom neuen Burgherrn, Lieutenant Colonel John Macrae, nach alten Vorbildern wieder errichtet und konnte 1932 seine Pforten öffnen. Die Burg betritt man über eine steinerne Fußgängerbrücke. Einen ersten Überblick über die Anlage vermittelt das Besucherzentrum. Im Café werden regionale Spezialitäten serviert und im Souvenirgeschäft kann man seine ganz persönliche Erinnerung an Eilean Donan Castle erstehen. Da die Burganlage nicht behinderten gerecht ist und zahlreiche steile Stufen aufweist, wird im Besucherzentrum per PC eine virtuelle Tour durch die Burg angeboten. Das Museum auf Eilean Donan Castle besitzt einen hohe Informationswert. Der Rundgang wird mit Geräuschen multimedial untermalt und vermittelt einen realen Eindruck vom Leben auf dem Schloss im Mittelalter. Zu Beginn des Rundgangs kann man sich anhand von Modellen einen Überblick über die Burganlage verschaffen.
Eine interessante Waffen- und Gemäldesammlung befindet sich im Billeting Room im Hauptgebäude. Steigt man eine Etage höher, gelangt man in den Banqueting Hall, wo zahlreiche Exponate rund um den Macrae Clan der Öffentlichkeit präsentiert werden. Eine Wendeltreppe führt in die sechs Schlafzimmer, wo zahlreiche Familienfotos ausgestellt sind. Eilean Donan Castle bildete die Kulisse für Historien-Dramen wie “Braveheart” oder “Highländer”. Auch James Bond agierte in “Die Welt ist nicht genug” in geheimer Mission auf der Burg. Paare aus aller Welt gaben sich bereits auf Eilean Donan Castle das Ja-Wort. Besonders reizvoll gestaltet sich ein Besuch der Burg in den Abendstunden, wenn bunte Lichter dem Gebäude einen ganz besonderen Charme verleihen.
April bis Oktober kann das Schloss täglich zwischen 10.00 und 18.00 Uhr besucht werden. In den Monaten Juli bis August ist bereits ab 9.00 Uhr geöffnet. Erwachsene zahlen für den Eintritt 4,95 Pfund Sterling.
Dunrobin Castle
Dunrobin Castle. Die Burg, unweit von Golspie, ist eine wahre Perle im rauen Norden der schottischen Highlands. Auf Dunrobin Castle hat die Familie Duke of Sutherland ihren Sitz. Das Castle ist in etwa eineinhalb Autostunden von Inverness bequem zu erreichen und verfügt alternativ über einen eigenen Bahnhof. Mit seinen 189 Zimmern gilt es als größtes Gebäude in den schottischen Highlands. Die Anlage geht auf einen im 13. Jahrhundert errichteten Wohnturm zurück, auf dessen Überreste man im Innenhof des Schlosses stößt. Erstmals wurde Dunrobin Castle 1401 geschichtlich erwähnt. Damals diente die Burg Robert de Moravia, dem 6. Grafen von Sutherland, als Festung. Im 17. Jahrhundert wurde der Bau um zwei neue Flügel erweitert. Ein Turm mit Wendeltreppe schafft die Verbindung zu den älteren Gebäudeteilen.
Der 2. Duke of Sutherland, George Sutherland-Leveson-Gower, verlieh dem Castle Mitte des 19. Jahrhunderts ein an ein französisches Schloss erinnerndes Aussehen. Mit seinem weißen Putz und den zahlreichen Türmchen bietet Dunrobin Castle heute ein für schottische Burgen eher untypisches Bild. Auch der Schlossgarten wurden von Architekt Charles Barry den Grünanlagen von Versailles nachempfunden. Prominenten Besuch erhielt Dunrobin Castle 1872 in Gestalt von Königin Victoria. Ein Brand zerstörte Anfang des 20. Jahrhunderts einen Großteil des Mobiliars, welches darauf hin neu gestaltet wurde.
Das Schloss kann zwischen April und Oktober besichtigt werden. Eine Führung durch die prachtvoll ausgestatteten Innenräume gleicht einer Zeitreise in das 19. Jahrhundert. Erwachsene zahlen sieben Pfund Sterling Eintritt. Kinder können das Schloss zum vergünstigten Preis besichtigen. Die Gartenanlage ist ganzjährlich zugänglich und verfügt über eine Ausstellung von interessanten Jagdtrophäen. In der Falknerei finden täglich Vorführungen mit Eulen, Habichten oder Falken statt.
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