Monster von Loch Ness

Sandra Kepkowska | Dreamstime.com

Monster von Loch Ness

Monster von Loch Ness

Fälschung einer Fälschung: Das erste Beweisfoto vom Monster vom Loch Ness war diesem nicht unähnlich.

Am 12. November 1933 befanden sich Hugh Gray und seine Frau gerade auf dem Heimweg von der Kirche, als sie auf ein riesiges Tier aufmerksam wurden, dass in einer heftigen Wasserfontäne in den Loch Ness eintauchte. Gray, der seine Kamera dabei hatte, begann sofort, emsig Fotos zu schießen. Das war die Geburtsstunde der modernen Legende vom Monster von Loch Ness. Doch jene Sichtung an einem Wintertag im Jahr 1933 war bei Weitem nicht die erste: Im 7. Jahrhundert erwähnt der Biograph von Saint Columba eine Begegnung des christlichen Missionars mit einem Monster im Loch Ness im Jahre 565.

So soll sich der Heilige auf einer Reise gen Norden befunden haben. Er wollte in Inverness den König der Pikten treffen. Als er den Loch Ness passierte, beobachtete er, wie ein Monster, das bereits mehrere Menschen getötet haben soll, einen Mann angriff. Saint Columba schritt ein und befahl dem Tier, sich schleunigst zurückzuziehen. In der Biographie heißt es, das Loch Ness Monster sei daraufhin nie wieder zurückgekehrt und habe nie wieder einen Menschen angegriffen.

Sichtungen des Monsters von Loch Ness

Letzteres mag stimmen, aber zahllose Sichtungen eines großen, unbekannten Tieres im Loch Ness widersprechen der ersten Aussage. 1871 beobachtete man im See etwas, das zunächst aussah, wie ein umgekipptes Boot, das sich jedoch mit rasender Geschwindigkeit fortbewegte und schließlich verschwand. Kurz nachdem Mr. und Mrs. Gray das Monster gesehen hatten, erschien es Mr. John Mackay und seiner Frau, die der heutigen A82 entlang des Ufers folgten, und im darauffolgenden Jahr schilderte der Motorradfahrer W. Arthur Grant seine Begegnung mit dem Monster von Loch Ness.

Hier zeigte sich das Tier zum ersten Mal an Land: „Nessie“, wie das Monster inzwischen liebevoll genannt wurde, überquerte soeben die Straße und präsentierte sich im Mondlicht als Wesen mit einem langen Hals, einem kleinen Kopf und einem massigen Körper, der in einem spitz zulaufenden Schwanz endete.

Es soll sich auf Schwimmflossen vorwärts bewegt und ein Schaf im Maul gehabt haben. Kaum hatte das Monster den See erreicht, tauchte es ein und verschwand. Nun gab es für die „Nessie“-Fans aus aller Welt kein Halten mehr. Die Sichtungen überschlugen sich förmlich. Noch im gleichen Jahr, 1934, schien es den ersten Beweis für die Existenz des Loch Ness Monsters zu geben: Der Chirurg R.K. Wilson schoss am 19. April 1934 ein Foto von einem großen Tier mit langem Hals, das durch das Wasser des Sees glitt. In den 1990er Jahren beanspruchten dann jedoch zwei Männer für sich, das Foto gefälscht zu haben.

Auf der Suche nach dem Monster von Loch Ness

Legende oder Wirklichkeit: das Monster von Loch Ness.

Fälschungen gibt es viele und wer durch das Loch Ness Centre & Exhibition wandert, kommt nicht umhin, den Einfallsreichtum und die Kreativität der „Nessie“-Fans zu bewundern, die die Existenz der Kreatur um jeden Preis beweisen wollten.

Schon 1934 stellte man das Monster von Loch Ness sicherheitshalber unter Artenschutz und stellte damit sicher, dass die vielen „Nessie“-Jäger, die hinter den 500.000 Pfund her sind, die die Guinness Brauerei für den Fang des Tieres ausgesetzt hatten, ihm nichts zu Leide tun würden. 1955 gelang Peter A. Macnab eine Aufnahme des Monsters, das in der Nähe des Urguhart Castles auftauchte und 1960 filmte Tim Dinsdale das vermeintliche Monster mit seiner 16 mm-Kamera. Das Interesse am Monster von Loch Ness schien nicht abzureißen und auch die Sichtungen wurden nicht weniger.

„Operation Deepscan“ - mit Sonar-Booten auf der Suche nach Nessie

1987 wollte man dem Geheimnis schließlich mit Sonar-Booten auf die Spur kommen. „Operation Deepscan“ ist das wohl aufwendigste Projekt, das jemals am Loch Ness durchgeführt wurde, um die Existenz des Monsters zu überprüfen. Ausgestattet mit der besten Sonar-Ausrüstung der Welt fuhren 24 Boote in einer Kette, die die gesamte Breite des Sees überspannte, die ganze Länge des Sees ab und scannten dabei die Unterwasserwelt des zweitgrößten Sees in Schottland. Zwei Tage dauerten die Arbeiten an und während dieser Zeit reagierte das Sonar mehrfach stark auf große Objekte. Und obwohl es in 185 Metern Tiefe einen bemerkenswerten Kontakt gegeben zu haben scheint, blieb der endgültige Beweis aus.

Auch „Project Urquhart“ (1992) konnte diesen nicht liefern. Gemeinsam mit dem Natural History Museum in London, der Freshwater Biological Association und dem Discovery Channel hatte sich der BBC-Nachrichtensprecher und „Nessie“-Fan Nicholas Witchell auf die Suche nach dem Monster von Loch Ness gemacht. Die Sponsoren hatten zugestimmt, den See zu untersuchen, dabei aber ihr Hauptaugenmerk auf die Funktionsweise des Sees als Frischwasser-Reservoir gelegt. Doch das Sonar-Boot Simrad konnte während der Untersuchungen mehrere große Objekte aufspüren.

1993 zum Beispiel reagierte das Sonar auf ein Objekt, das „viel zu groß war, um einer der bekannten Fische des Sees“ zu sein, wie einer der Ingenieure mitteilte. Es ist ein weiteres Indiz in einer Reihe von Hinweisen, die alle den gleichen Tenor haben: Etwas großes bewegt sich unterhalb der Oberfläche von Loch Ness; etwas, das nicht dort sein sollte.

Der ewige Streit um das Monster von Loch Ness

Die Beschreibungen vom Monster von Loch Ness weichen deutlich voneinander ab.

Skeptiker und Befürworter nutzen diese Indizien gleichermaßen und argumentieren für und gegen die Existenz des Monsters von Loch Ness. „Nessie“-Fans beharren darauf, dass so viele Sichtungen kein Zufall sein können und dass einige der Fotos und Filmaufnahmen bislang nicht als Fälschungen entlarvt werden konnten. Die Gegenseite jedoch schwört, dass es sich um einen bloßen PR-Gang handelt, der Touristen in Schottlands Highlands locken soll. Zu häufig hätten sich die Aufnahmen als geschickte Fälschungen herausgestellt, die den einzigen Zweck hatten, etwas zu beweisen, was nicht bewiesen werden kann.

Die Beschreibungen wichen außerdem viel zu stark von einander ab, um Tiere einer Spezies zu beschreiben. Natürlich kann es im Loch auch nicht nur ein einzelnes Tier geben. Um die Jahrtausende zu überdauern, müsste es eine große Population von Tieren geben und dafür seien die Sichtungen zu unregelmäßig. Mehrere Tiere dieser Größe würden für viel mehr Aufsehen sorgen und könnten sich wohl kaum vor all den ambitionierten Hobby-Forschern verstecken, die Jahr für Jahr an den See pilgern. Zumal die Tiere zum Atmen an die Wasseroberfläche kommen müssten, wenn es sich wirklich um Plesiosaurier handelte, wie viele Befürworter glauben. Die Skeptiker versuchen die vermeintlichen Sichtungen des Monsters von Loch Ness mit Fehlerkennungen von Robben, springenden Fischen, Wasservögeln, treibenden Holzstämmen, Luftspiegelungen, Strömungen und unüblichen Wellenmustern zu erklären. Sogar schwimmende Hirsche und vulkanische Aktivitäten am Boden des Lochs kommen als Erklärung in Frage.

Vielleicht wird die Frage nach der Echtheit des Monsters von Loch Ness eines Tages geklärt werden können, doch so lange wird es jedes Jahr wieder Menschen geben, die „Nessie“ gesehen haben wollen. Und das ist auch gut so, denn eine Legende wie diese gehört einfach in die mystische Landschaft Schottlands und trägt ihren Teil zum ganz besonderen Highland-Erlebnis bei.

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