Maria Stuart

Charles Cunningham | Dreamstime.com

Maria Stuart

Maria Stuart

In Linlithgow Palace erblickte Maria Stuart das Licht der Welt - und hier nahm das Schicksal seinen Lauf.

Maria Stuart, Mary Queen of Scots, ist eine der tragischen Figuren der Geschichte von Schottland. Als Königin geboren und als Hochverräterin durch die Hand einer anderen Königin hingerichtet inspirierte ihr Schicksal 300 Jahre später den deutschen Dramatiker Friedrich Schiller, der ihr sein gleichnamiges Trauerspiel in 5 Akten widmete. Die Lebensgeschichte der Maria Stuart bringt dafür eigentlich alles mit: Liebe, Intrigen, blutige Machtkämpfe und eine Widersacherin, die vor nichts zurückschreckte.

Das romantische Bild der schottischen Königin, die von 1542 bis 1587 lebte, zeigt sie als eine liebenswerte Königin, die von ihrem Volk verehrt wurde und es genauso sehr zurück liebte. Als eine der wenigen Frauen auf dem schottischen Thron war sie zugleich die letzte Stuart auf einem rein-schottischen Thron – und damit ein Relikt aus einer Zeit, als Schottland noch unabhängig war. Es war ihr eigener Sohn, Jakob VI. von Schottland (Jakob I. von England), der die beiden Kronen zusammenführte, als er die Nachfolge von Queen Elizabeth I. antrat. Aber schauen wir uns die Geschichte der Maria Stuart der Reihe nach an und sehen wir, was dann noch von diesem romantischen Bild übrig bleibt.

Maria Stuart: Unter einem schlechten Stern geboren

Maria Stuart ist eine der tragischen Figuren in der Geschichte von Schottland.

Das tragische Schicksal der späteren Queen of Scots begann schon am Tag ihrer Geburt. Als sie in Linlithgow Castle bei Edinburgh das Licht der Welt erblickte, lag ihr Vater, Jakob V., im Falkland Palace im Sterben. Soeben hatte er die Schlacht von Solway Moss verloren und seine gesamten Hoffnungen ruhten nun auf dem Kind, das ihm seine Frau gerade gebar. Als er jedoch die Nachricht erhielt, dass er statt des ersehnten Sohnes eine Tochter bekommen hatte, soll er gesagt haben: „Mit einer Frau sind die Stuarts aufgestiegen [gemeint ist Marjorie Bruce, die Tochter von Robert the Bruce] und mit einer Frau werden sie untergehen.“ Damit sollte er Recht behalten, denn von jenem Augenblick an, an dem Maria Stuart das Licht der Welt erblickte, hatte sie viele Feinde, darunter auch ihre Tante 2. Grades, die spätere Elizabeth I.

Beide Prinzessinnen waren direkte Nachkommen von Heinrich VIII. und beide hatten sie direkten Anspruch auf den englischen Thron. Maria sogar noch mehr als Elizabeth, denn als Tochter von Anne Boleyn und Heinrich VIII. wurde Elizabeth nach der Hinrichtung ihrer Mutter für illegitim erklärt.

Maria Stuart war gerade einmal 6 Tage alt, als sie den schottischen Thron erbte. Bevor sie alt genug war, ihr Amt selbst auszuüben, wurde sie von James Hamilton, 2. Earl of Arran, und später von ihrer Mutter, Marie de Guise, vertreten. Bereits kurz nach ihrer Geburt schien der Lebensweg von Maria Stuart vorgezeichnet: Sie wurde dem zukünftigen König von England, Eduard VI., versprochen und sollte mit ihm die Kronen von England und Schottland vereinen.

Daraus wurde jedoch nichts, denn das schottische Parlament löste die Verlobung schon ein Jahr später. Heinrich VIII. forderte von Schottland im Gegenzug nämlich, dass dieses seine alte Allianz mit Frankreich aufgab. Traditionell waren Frankreich und Schottland Verbündete gewesen – häufig auch im Kampf gegen England. Kein Wunder also, dass sich Schottland weigerte, dieser Aufforderung nachzukommen. Gerade einmal ein Jahr alt wurde Maria Stuart so zum Spielball der Großmächte Europas. Um dem Ganzen dann die sprichwörtliche Krone aufzusetzen, wurde Maria anschließend dem Sohn des französischen Königs, Franz, versprochen.

Maria Stuart - Königin von Frankreich, England und Schottland

Die Erinnerungen an Maria Stuart sind heute überwiegend romantischer Natur.

Maria Stuart wuchs in einem Land heran, in dem unablässig Kämpfe tobten. England hatte Schottland den Krieg erklärt und nachdem die Schotten in der Schlacht bei Pinkie Cleugh eine verheerende Niederlage erlitten hatten, war es die oberste Priorität, die junge Königin in Sicherheit zu wissen. Es gelang Marie de Guise, ihre Tochter aus Dumbarton Castle auf ein Schiff nach Frankreich zu bringen, wo diese, gerade einmal 5 Jahre alt, ihren zukünftigen Mann kennenlernen sollte. Am französischen Hof war Maria Stuart nicht nur in Sicherheit, sie erhielt auch eine exzellente Ausbildung und Erziehung. Und obwohl sie hier auch die Sprache ihres Heimatlandes lernte, blieb das Französische bis zu ihrem Tod ihre Muttersprache.

Als sie 16 Jahre alt war – ein lebhaftes, hübsches und intelligentes Mädchen – heiratete sie den französischen Thronfolger, der schon ein Jahr den Thron bestieg. Damit wurde Maria Stuart zur Königin von Frankreich. Die Ehe war eine Enttäuschung für Maria und der junge König war so schwach, dass die Regierungsgeschäfte schnell in die Hände der mächtigen Familie de Guise übergingen. Schon ein Jahr nach seiner Thronbesteigung, 1560, starb der junge französische König und Maria Stuart war einmal mehr in Gefahr. Zu ihrer eigenen Sicherheit sollte sie Frankreich schnellstmöglich verlassen. Doch auch in Schottland war sie nicht sicher…

Maria war noch immer Anhängerin des katholischen Glaubens und Schottland durch die Reformation gespalten. Nicht überall begrüßte man die heimgekehrte schottische Königin deshalb mit Begeisterung. Die Protestanten sympathisierten viel eher mit Elizabeth I., der Königin von England, und mit Marias illegitimem Halbbruder, James Stewart, dem 1. Earl of Moray. Der gefährlichste Gegner Marias war jedoch der Reformator John Knox, der die Massen gegen die katholische Königin anstachelte. Dabei war Maria Stuart keineswegs eine proaktive Katholikin, die ihren Glauben mit allen Mitteln der Macht durchzusetzen versuchte.

Viel eher tolerierte sie den protestantischen Glauben, auch wenn sie sich immer wieder heftige Wortgefechte mit John Knox lieferte. Doch das allein hätte sie vielleicht noch nicht zu Fall gebracht. Richtig gefährlich wurde es für sie deshalb, weil Heinrich II. von Frankreich Maria Stuart, als seine Schwiegertochter, zur Königin von England hatte proklamieren lassen – als direkte Konkurrentin zu Elizabeth I., die Heinrich II. als illegitime Erbin nicht anerkannte. Als Papst Pius V. Elizabeth auch noch exkommunizieren ließ und Maria Stuart in ihrem Thronanspruch unterstützte, besiegelte das das dunkle Schicksal, das auf Maria wartete.

Der Anfang vom Ende: der Fall der Maria Stuart

Anstatt eine taktische Heirat in Betracht zu ziehen, folgte die junge schottische Königin ihrem Herzen und heiratete 1565 ihren Cousin Henry Stuart, Lord Darnley, ebenfalls einen Katholiken. Die brachte wiederum die Protestanten gegen sie auf. Unter der Führung von James Stewart, dem 1. Earl of Moray und Marias Halbbruder, braute sich eine Rebellion zusammen. In England kochte Elizabeth vor Wut, würde doch ein Kind aus der Verbindung zwischen Darnley und Maria Stuart Anspruch sowohl auf den englischen als auch auf den schottischen Thron haben. Dieses Kind kam am 19. Juni 1566 zur Welt. Zu diesem Zeitpunkt war die Ehe zwischen Maria und Darnley jedoch bereits zum Scheitern verurteilt. Zwar sah der junge Gemahl der Königin blendend aus, doch sein wankelmütiger Charakter machte ihn unberechenbar.

Immer wieder sorgte er mit seinen Eskapaden für Skandale und so ist es kein Wunder, dass sich Maria Stuart bald einem anderen zuwandte. Vieles spricht für die enge Vertrautheit zwischen Marias Privatsekretär David Rizzio, die die Eifersucht Darnleys heraufbeschwor. Das hitzige Temperament des Königingemahls mündete in einen Mordversuch auf Rizzio, dem dieser jedoch entkommen konnte. Die Wunde, die dieses Ereignis in die Ehe gerissen hatte, verheilte nie wieder und Darnley starb bald darauf bei einer Explosion im Haus Kirk o’Field, wo er sich zur Genesung von einer Krankheit aufhielt. Es wird vermutet, dass er einem Komplott zum Opfer fiel, an dem die Königin nicht unschuldig war.

Als Maria Stuart dann nur drei Monate später jenen Mann heiratete, den viele für den Mörder ihres Mannes hielten, war ihr öffentliches Ansehen endgültig beschädigt. Am 15. Juni 1557 ergab sich Maria Stuart den Clanfürsten und wurde im Loch Leven Castle auf einer Insel im Loch Leven gefangen gesetzt. Ihr einjähriger Sohn Jakob wurde kurz darauf zum König von Schottland gekrönt. Ein Jahr dauerte die Gefangenschaft Marias, bevor ihr die Flucht gelang. In ihrer Verzweiflung ersuchte sie ihre Tante, Elizabeth I., um Unterstützung im Kampf gegen die rebellierenden schottischen Adeligen, doch weil sich Maria weiterhin weigerte, ihren Anspruch auf die englische Krone aufzugeben, verweigerte die englische Königin ihr die Hilfe. Stattdessen wollte sie Maria den Prozess wegen Mordes an ihrem Ehemann machen lassen. Da nicht einwandfrei geklärt werden konnte, ob Maria Stuart für den Tod ihres Mannes verantwortlich gemacht werden konnte, behielt man sie in Gefangenschaft.

Die Hinrichtung Maria Stuarts

18 Jahre währte das Martyrium der Maria Stuart. Diese Zeit verbrachte sie in verschiedensten Castles in England. Sie weigerte sich weiterhin, auf den Thron Englands zu verzichten, sehnte aber eine Begegnung mit Elizabeth herbei, die diese jedoch stets ausschlug. Obwohl sich Elizabeth nie ganz dazu durchringen konnte, Maria zu verurteilen, wurde dies unvermeidbar, als die Komplotte und Verschwörungen offenbar wurden, die Maria in der Gefangenschaft eingefädelt hatte. Weil sie plante, Elizabeth ermorden und sich selbst zur englischen Königin erklären zu lassen, musste Maria Stuart wegen Hochverrats zum Tode verurteilt werden. Dies geschah per Parlamentsbeschluss im Oktober 1586. Es dauerte vier Monate, bis Elizabeth den Beschluss schließlich unterzeichnete, schließlich war es eine gesalbte Königin, die hingerichtet werden sollte – ein Gedanke, der der gesamten herrschenden Klasse überaus zuwider war.

Dennoch erfolgte die Hinrichtung von Maria Stuart am 8. Februar 1587 im Schloss Fotheringhay. Sie ging als Märtyrerin zum Schafott, ganz in Dunkelrot gekleidet. Um die Hinrichtung selbst ranken sich viele Mythen. So soll es drei Schläge gebraucht haben, den Kopf der Königin vom Rumpf zu trennen. Außerdem soll sich ein Schoßhund der Königin in ihren Gewändern versteckt haben, um bis zu ihrem Tod bei ihr zu bleiben. Maria Stuart wurde in der Kathedrale von Peterborough beigesetzt und 25 Jahre später in die Westminster Abbey überführt, nachdem ihr Sohn, Jakob VI. von Schottland zum König von England und Schottland gekrönt worden war. Damit trat er die Nachfolge Elizabeth‘ an, die als „Virgin Queen“ 1603 kinderlos gestorben war. Jakob V. sollte also mit seinem Ausspruch auf dem Totenbett nicht ganz recht behalten: Maria Stuarts Regierungszeit läutete zwar das Ende der Herrschaft der Stuarts über Schottland ein, war aber zugleich der Anfang der Personalunion unter Führung des Hauses Stuarts: England und Schottland unter dem Namen Stuart vereint. Vorerst.

Hier können Sie Friedrich Schillers Drama Maria Stuart bestellen. Außerdem lesenswert: die Biografie Maria Stuart von Stefan Zweig. Wenn Sie Filme bevorzugen, könnte Ihnen der BBC-Zweiteiler Maria Stuart – Blut, Terror und Verrat (2010) gefallen.



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