Clans

Nanci Mc Craine | Dreamstime.com

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Vieles aus der Kultur der Clans hat bis heute überlebt.

Die Clans gehören zu Schottland wie Kilt und Dudelsack, wie Nessie und Whisky. Obwohl es so etwas wie ein Clan-System in fast allen archaischen Kulturen gegeben hat, ist der Clan zum Sinnbild von Schottland geworden. Ihm haftet die romantische Idee einer engen Gemeinschaft an, in der jeder für den anderen einsteht, dem Clan-Chief bis in den Tod treu ergeben. Dahinter verbirgt sich jedoch wesentlich mehr, als dieses scheinbar idyllische Bild zunächst vermuten lassen würde. In jener Zeit, als sich die Clans herausbildeten – im 12. Jahrhundert - da bedeutete der Clan Sicherheit und Schutz – für den Einzelnen und für die Gemeinschaft: Das Clan-System sicherte das Überleben der Menschen in Schottland.

Die Schotten sind stolz auf ihre Geschichte und die Zugehörigkeit zu einem Clan, das genaue Wissen darüber, woher man kommt, wer man ist, wohin man gehört und wo die eigenen Wurzeln liegen – sowohl geografisch als auch genetisch – ist einer der Gründe dafür, warum die Clans bis heute in der einen oder anderen Form Bestand haben. Das gälische Wort „clann“ heißt so viel wie „Abkömmlinge“ oder „Kinder“, wird aber auch für die gesamte Familie verwendet. Gemeint ist aber nicht nur die Familie, wie wir sie heute kennen – bestehend aus zwei bis drei Generationen, in der alle sehr eng miteinander verwandt sind, sondern auch mehrere Familien, die mehr oder weniger miteinander verwandt sind und ihre Stammlinie auf einen gemeinsamen Vorfahren zurückverfolgen können.

Ihm verdanken sie in der Regel auch ihren Namen. Auffällig ist die Vorsilbe „Mac“ vor den Namen der meisten schottischen Clans. „Mac“ bedeutet im Gälischen so viel wie „Sohn des“. Diese gemeinsame Ahnenlinie ist ein wichtiger Identifikationsfaktor für die Mitglieder der Clans. Über Jahrhunderte wurden Legenden und Mythen aus der Geschichte des Clans weitererzählt. So blieb die Vergangenheit stets lebendig und sorgte dafür, dass jeder genau wusste, wo sein Platz in der Welt war. Der schottische Schriftsteller Robert Louis Stevenson beschrieb es einmal so: „For that is the mark of the Scot of all classes . . . there burns alive in him a sense of identity with the dead, even to the twentieth generation.“

Dem Chief des Clans ewig treu ergeben

Auch innerhalb der Clans gab es diese geordnete Vorstellung davon, wo jeder Einzelne seinen Platz hatte. Über allem stand der Clan-Chief, der Anführer des jeweiligen Clans. Ihm waren alle Mitglieder des Clans treu ergeben, ihm hatten sie zu folgen geschworen und über viele Jahrhunderte hinweg erkannten die Clan-Mitglieder keine anderen Autoritäten an als ihren jeweiligen Chief. Das machte Schottland zu einem Land, das nur sehr schwer zu beherrschen war.

Die Clans hatten das Land unter sich aufgeteilt und in jedem dieser kleinen Reiche hatte der jeweilige Chief das Sagen. Die Legitimierung dafür erlangte er wiederum aus der Clan-Geschichte. Er entstammte einer langen Reihe von Clan-Fürsten, die sich bis zum Namensgeber zurückverfolgen ließ. Seine Vorgänger hatten das jeweilige Land über Jahrhunderte hinweg beherrscht – und nun war es an ihm, den Clan zu führen, ihm Sicherheit zu geben und seine Geschicke zu lenken.

Dass der jeweilige Chief dazu bestens geeignet war, stellten die schottischen Clans dadurch sicher, dass sie nicht nur die Söhne des letzten Chiefs als seine potenziellen Nachfolger in Betracht zogen, sondern auch deren Cousins. Sie alle waren die Enkelkinder eines vorangegangenen Chiefs und damit legitime Nachfolger. Diese größere Auswahl sorgte dafür, dass die erwählten Führer der Clans in der Regel fähige Männer waren, denen die Mitglieder des Clans vertrauen konnten.

Das Verhältnis zwischen Clan-Chief und den Mitgliedern des Clans ist aber nicht nur deshalb wesentlich enger als das zwischen einem aristokratischen Herrscher und seinen Untertanen. Es war ein Geben und Nehmen, das eine enge Vertrauensbasis schaffte, von der alle profitierten. Die Clan-Mitglieder lebten auf dem Clan-Land, das sie gemeinsam bewirtschafteten. Es waren freie Menschen, die keine Frondienste zu leisten hatten und die deshalb jederzeit bereit waren, ihrem Chief in jeder erdenklichen Form zu Diensten zu sein. Ein guter Clan-Chief musste seine Gefolgsleute nicht zur Treue verpflichten. Sie liebten ihn als Beschützer und Vater-Figur und folgten ihm überall hin. Das bedeutete auch, dass sie für ihn in den Kampf zogen und seinen Überzeugungen folgten. Entschied der jeweilige Chief, dass sich der Clan den Jakobiten anschloss, die für Bonnie Prince Charles kämpften, dann taten die Mitglieder das – und blieben bis zur bitteren Niederlage bei Culloden bei dieser Entscheidung.

Wie die Clans bis heute überleben konnten

Die Nachfahren der Clans halten die alten Traditionen lebendig.

Solch eine Verbindung erwächst über Jahrhunderte und Generationen; sie kann nicht erzwungen werden. Das sollten auch die neuen Lords und Ladys erfahren, die nach der Schlacht von Culloden 1746 und den darauf folgenden Highland Clearances in die Highlands zogen und hier versuchten, die einst freien Menschen in ergebene Arbeiter zu verwandeln.

Aus den stolzen Highlandern wurden so Menschen, die nach den Vorstellungen anderer Frondienste zu leisten hatten. Doch ohne die Führung durch ihren jeweiligen Chief, ohne die Balance zwischen Geben und Nehmen, ohne das tiefe und innige Vertrauen, das den Schotten und Clans über Jahrhunderte hinweg Stabilität verliehen hatte, waren die einstigen Clan-Mitglieder verloren und ohne jede Orientierung.

Die Clans waren im Anschluss an die Niederlage bei Culloden verboten worden – und mit ihnen waren die Kilts, die Lieder und Geschichten verschwunden. Die Menschen wurden von jenem Land vertrieben, auf dem zahllose Generationen vor ihnen gelebt hatten, sie verloren ihre Wurzeln und damit jeden Anhaltspunkt in einer neuen Welt, die sie nicht verstanden. Das Ende der Clans hatte also gravierende Folgen für jeden einzelnen von ihnen. Nicht wenige verfielen dem Alkohol. Innerhalb kurzer Zeit war aus den einst mächtigen Clans ein trauriges, schrumpfendes Volk geworden, das als faul und unzuverlässig galt, wie sich die neuen englischen Herren empörten.

Es ist der Liebe von Queen Victoria zu Schottland zu verdanken, dass die Clan-Kultur heute wieder erblüht. Natürlich kann nicht rückgängig gemacht werden, was im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert hier passiert ist, und die Narben werden für immer bleiben, doch Besucher können heute wieder einen Eindruck davon bekommen, was die Clans einst für Schottland bedeuteten. Vieles davon ist zweifelsohne Show für die Scharen von Touristen inszeniert, die in den Norden Großbritanniens strömen und hier die Romantik zwischen Kilt und Dudelsack suchen, doch hinter all dem verbirgt sich die Erinnerung an eine Zeit, in der der Kilt mehr war als ein modisches Accessoire, als der jeweilige Tartan noch eine Bedeutung für den Clan hatte, als das Motto des Clans nicht nur etwas war, was auf einer Brosche stand, sondern als man es noch lebte.

An eine Zeit, in der die Clans noch die Glens der Highlands bewohnten und das Land bewirtschafteten, das über Jahrhunderte hinweg von ihren Vorfahren bewohnt worden war, und in der ein Name noch mehr war als etwas, was man auf ein Schild an der Haustür schrieb. All das ist fester Bestandteil des Zaubers von Schottland.

Lesen Sie mehr über die Geschichte von Schottland.



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