Sherlock Holmes

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Sherlock Holmes

Sherlock Holmes

Noch heute erinnert man sich in der Londoner Baker Street überall an Sherlock Holmes.

Wenn Du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann ist das, was übrig bleibt, die Wahrheit, wie unwahrscheinlich sie auch sein mag.” Mit solch nüchternen Betrachtungen wurde Sherlock Holmes zum wohl bekanntesten Detektiv der Literaturgeschichte. Und nicht nur das: Sein Name wurde zum Synonym des analytisch-rational denkenden Stereotyps des Detektivs. Wollen wir heute Spott oder Anerkennung gegenüber jemandem äußern, der in einer Nachforschung nicht locker lassen kann, dann nennen wir ihn Sherlock Holmes. Die Romane haben unser Bild davon geprägt, wie ein Detektiv auszusehen hat: Inverness-Mantel, Jagdkappe (Deerstalker-Mütze, wie in „Silberstern“ beschrieben) und Pfeife im Mund. Würde man zehn Menschen bitten, einen Detektiv zu malen, würden sicher mindestens 9 von ihnen einen Sherlock Holmes malen.

Sherlock Holmes als urbritischer Held

Und nicht nur das: „Sherlock Holmes ist das, was einem typisch britischen Superhelden am nächsten kommt“, erklärt Toby Finlay, einer der Autoren der erfolgreichen BBC-Serie „Sherlock“, auf die wir später noch zu sprechen kommen wollen. „Die Amerikaner haben Superman, Batman und einen ganzen Kanon an Comic-Folklore.

Unsere legendären britischen Helden sind Sherlock Holmes und, vielleicht noch, König Artus.“ Der Serie „Sherlock“ gelingt es dabei hervorragend, die Motive aus den Erzählungen Conan Doyles zeitgemäß zu inszenieren und ihnen einen modernen Pfiff zu geben. Die so demonstrierte Wandelbarkeit und Aktualität der Holmes-Figur wirkt wie ein Kompliment an die Leistung ihres Schöpfers.

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Der englische Buchautor Gilbert Keith Chesterton hat also nicht übertrieben, als er über Sherlock Holmes und seinen Schöpfer, Sir Arthur Conan Doyle, sagte: „und obschon der Name des großen Zauberers auf der ganzen Welt bekannt geworden ist und obschon es sich wohl um die einzige volkstümliche Legende der modernen Welt handelt, so glaube ich nicht, dass man Sir Arthur Conan Doyle genug gedankt hat.“

Die Tatsache, dass das Sherlock Holmes Museum heute zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten von London zählt, zeigt, dass der berühmte Detektiv noch immer präsent ist. Obwohl er ganz offensichtlich ein Produkt seiner Zeit ist, fasziniert er uns bis heute. Holmes forensische, wissenschaftliche und rationale Vorgehensweise war damals ein absolutes Novum, entstand aber im Geiste des Wissenschaftsoptimismus seiner Zeitgenossen.

Ganz im Sinne der Aufklärung glaubte man an die Vernunft als Möglichkeit, jedes Rätsel zu lösen. Dies ist auch das Erfolgskonzept von Sherlock Holmes.

Wahrheit und Fiktion in Sherlock Holmes

So präsent, wie Sherlock Holmes noch heute ist, mag man kaum glauben, dass es sich dabei lediglich um eine Kunstfigur handelt, die dem Geist eines einzelnen Mannes entsprungen ist. Je länger es her ist, dass die ersten Bände im späten 19. Jahrhundert erschienen sind, desto realer scheint Holmes zu werden, desto mehr meint man, dass sich dahinter eine historische Figur verstecken müsste. Das liegt daran, dass Conan Doyle für seinen Sherlock Holmes eine fiktive Welt geschaffen hat, die aber so genau durchdacht ist, dass man sie ohne Weiteres als Realität anerkennen kann.

Im Sherlock Holmes-Museum in London kommen Fans auf ihre Kosten.

Bis ins 21. Jahrhundert hinein gab es deshalb eine große Schar von Anhängern, die fest davon überzeugt waren, dass Sherlock Holmes wirklich gelebt hat. Vor dem geistigen Auge des Lesers passt dann alles wunderbar zusammen: die Details des viktorianischen Lebens in England, historische Ereignisse, die ihre Schatten in die Geschichten um den Detektiv werfen, detailgenaue Beschreibungen von Figuren und Orten – und die Tatsache, dass die Geschichten um Sherlock Holmes aus der Erinnerung seines Freundes, Dr. Watson, erzählt werden.

Conan Doyle hat die Welt des Sherlock Holmes mit genau solcher forensischer Genauigkeit kreiert, wie er seinen Detektiv in dessen Fällen ermitteln lässt. Er ordnete ihm zum Beispiel die Adresse Baker Street 221 b im Londoner Stadtteil Marylebone zu. Wer London nicht kannte, akzeptierte dies fraglos als reale Adresse, obwohl die Baker Street damals nur bis zur Hausnummer 100 reichte. Heute gibt es ein Haus in der Baker Street 221b: das Sherlock Holmes Museum, das Pilgerziel zahlloser Touristen. Interessant ist das Museum vor allem dann, wenn man bedenkt, dass es sich bei Sherlock Holmes um eine fiktive Person handelte, die niemals gelebt hat.

Was also stellt man in solch einem Museum aus, wenn es doch keine Artefakte gibt, die tatsächlich von ihm benutzt worden sind, wenn es doch keine Räume gibt, in denen er tatsächlich gelebt hat? Die Sherlock Holmes-Fangemeinde ist jedoch erfinderisch. Der private Betreiber des Museums hat die Räume im ersten Stock den Erzählungen von Sir Arthur Conan Doyle angepasst und so einen Nachbau des berühmten Arbeitszimmers geschaffen, in dem Sherlock Holmes und Dr. Watson zwischen 1881 und 1904 miteinander gearbeitet haben sollen. Nebenan liegt das Schlafzimmer des Detektivs. Im dritten Stock werden dann Szenen aus den Romanen nachgestellt.

Die nie endende Faszination des Sherlock Holmes

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Ein weiterer Beweis für die anhaltende Faszination, die von Sherlock Holmes ausgeht, sind die zahllosen neuen Verarbeitungen und Interpretationen der Romane von Sir Arthur Conan Doyle. Dabei war schon Doyle selbst sehr fleißig: Vier Romane und vier Kurzgeschichtenbände mit insgesamt 56 Erzählungen über Sherlock Holmes entstammen seiner Feder – und das ungeachtet der Tatsache, dass Sherlock Holmes zwischendurch sogar einmal starb.

Der offizielle Werkkanon umfasst die Romane „Eine Studie in Scharlachrot“ (1887), „Das Zeichen der Vier“ (1890), „The Strand“ (1901) und „Das Tal der Angst“ (1915) sowie die Kurzgeschichten-Bände „Die Abenteuer des Sherlock Holmes“ (1892), „Die Memoiren des Sherlock Holmes“ (1893) und „Die Rückkehr des Sherlock Holmes“ (1903). 1917 folgte noch einmal ein Band mit Kurzgeschichten: „Seine Abschiedsvorstellung“ und drei Jahre vor seinem Tod veröffentlichte Arthur Conan Doyle „Sherlock Holmes‘ Buch der Fälle“ mit 12 weiteren Erzählungen. Darüber hinaus gibt es mehrere Bühnenstücke mit Sherlock Holmes, die Doyle zwischen 1899 und 1921 verfasste, Essays und Kurzgeschichten, die aus bestimmten Anlässen heraus entstanden sind.

Sherlock Holmes im Fernsehen und im Kino

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Viele der von Arthur Conan Doyle verfassten Geschichten wurden auch verfilmt, wobei auffällt, dass die Filmemacher dem Roman „Der Hund von Baskerville“ besondere Aufmerksamkeit schenkten. Die Geschichte spielt im Dartmoor und ist von einer alten lokalen Legende inspiriert. Seit der Schauspieler Eille Norwood in den 1920er Jahren Sherlock Holmes zum ersten Mal ein Gesicht gab, schlüpften zahlreiche Größen in die Rolle des berühmten Detektivs, darunter auch Basil Rathbone und Peter Cushing. Aus all diesen Verfilmungen sticht aber die BBC-Fernsehserie „Sherlock“ (2011/2012) deutlich heraus.

Dafür hat die BBC ein interessantes Experiment gewagt und die klassischen Kriminalgeschichten aus dem viktorianischen Umfeld herausgeholt und in ein modernes, elektronisch gestaltetes Umfeld verpflanzt. Ganz deutlich hebt sich „Sherlock“ qualitativ von der großen Krimischwemme im Fernsehen ab wie eine rettende Arche. Spannung und detaillierte Charakterzeichnungen schließen sich hier nicht gegenseitig aus. Im Gegenteil: Die Einblicke, die die Serie in das Leben des sanften Veteranen Watson, der nach seiner Zeit in Afghanistan nach London zurückkehrt, um hier als Arzt zu praktizieren, und seines exzentrischen Mitbewohners Sherlock Holmes erlaubt, nehmen den Kriminalfällen nichts von ihrer Spannung. „Gerade aus dem beständigen Springen zwischen Ebenen und Orten gewinnt “Sherlock” sein Tempo und erzeugt von Anfang an erzählerischen Sog“, schreibt denn auch folgerichtig der Rezensent des Magazins „Spiegel“. Lesen Sie mehr über das Suchtmittel Serien.

Herausragend ist neben den phantastischen Dialogen (Watson nach einer Jagd auf ein Taxi, in dem die beiden einen Serienmörder vermuteten, aber nicht fanden: „Das ist das Albernste, was ich je getan habe.“ Holmes: „Du bist in Afghanistan einmarschiert.“) auch die Leistung der beiden Hauptdarsteller, der Briten Benedict Cumberbatch und Martin Freeman (bekannt als Bilbo Beutlin aus der Verfilmung von „Der Hobbit“). Während Cumberbatch in seiner Unnahbarkeit angenehm sexy rüberkommt, sorgt Freeman für eine herrliche Bodenständigkeit. Und auch sonst geht es bei „Sherlock“ eher bodenständig zu. Die Autoren versuchen nicht, Gesellschaftskritik zu üben und sie haben keinen neuen Wallander erschaffen. Ihnen geht es ganz allein darum, Sherlock Holmes Fälle lösen zu lassen. Das ist eine echte Wohltat.

Prämierte Erfolgsserie Sherlock

Kein Wunder, dass es Auszeichnungen für die Serie regnete. Zwei Jahre in Folge wurde das Team mit BAFTA TV Awards geradezu überschüttet und war für den Emmy Award nominiert. 2011 gab es außerdem den Prix Europa für „Sherlock – A Study in Pink“, die Pilotfolge der ersten Staffel, für die beste Folge einer Fernsehserie im Jahr 2011. Wenn Sie sich also von der Faszination rund um Sherlock Holmes anstecken lassen wollen, empfehlen wir Ihnen nicht nur, die Bücher von Sir Arthur Conan Doyle zu lesen, sondern auch die ersten beiden Staffeln von „Sherlock“ zu genießen. Staffel 3 startete übrigens im Januar 2014 in England und ist für die deutschen Fans bereits auf iTunes verfügbar. Und wer gar nicht genug bekommen kann, lädt sich die App „Sherlock – The Network“ auf das iPhone oder iPad.

Sherlock Holmes-Fans dürfen sich außerdem auf eine weitere Verfilmung freuen. Dafür wählt der US-amerikanische Filmregisseur Bill Condon einen interessanten Ansatz: Er lässt die britische Legende Ian McKellen (bekannt als Gandalf aus der „Herr der Ringe“-Verfilmung) einen gealterten Sherlock Holmes spielen, der für einen letzten Fall aus dem wohlverdienten Ruhestand im beschaulichen Sussex nach London zurückkehrt. Der Film basiert auf dem Roman „A Slight Trick of the Mind“ von Mitch Cullin und spielt im Jahr 1947. Dr. Watson ist schon seit vielen Jahren tot und auch sonst wird an dieser Holmes-Verfilmung einiges anders sein. Man darf gespannt sein.

Stöbern Sie auch durch unsere anderen London-Bücher.



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