Easter Eggs - Schokoladeneier aus Großbritannien
Eigentlich ist es egal, ob als Tafelschokolade, Praline, Schokoriegel, Trinkschokolade oder als Schokoladenei – die gesundheitlichen Vorteile von Schokolade sind nicht zu unterschätzen! Denn der Genuss von Schokolade bewirkt in unserem Körper eine positive biochemische Kettenreaktion: Die Konzentration von Tryptophan im Gehirn sorgt für eine wesentlich erhöhte Serotoninbildung – und diese Serotoninschwemme erzeugt eine Flut von Glücks- und Hochgefühlen.
Kommen noch frühlingshafter Sonnenschein, gute Festtagsstimmung und viele bunte Eier dazu, ist der große Spaß komplett. Zu Ostern ist es dann Brauch, Eier in den Gärten gut zu verstecken und freudig zu suchen. Auch Schokoladen-Eier und kleine Geschenke sind durchaus dabei. Die glückbringenden Schokoladeneier hat die ganze Welt den Briten zu verdanken. Sie haben die köstlichen Easter Eggs quasi erfunden und zuallererst produziert - und das ist eine schöne Geschichte.
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Die Geschichte des Easter Eggs
Die Regierungszeit der Königin Viktoria zwischen 1837 und 1901 wird als Viktorianisches Zeitalter bezeichnet. In der zweiten Hälfte dieser bedeutenden britischen Epoche waren auch die weltweit größten Schokoladenhersteller auf der Insel beheimatet. Die besondere Wertschätzung der Kakao- und Schokoladenprodukte hatte in Großbritannien schon zur Zeit Victorias eine lang andauernde Tradition: So war auf Geheiß von King Charles II. bereits im Jahr 1657 in Bishopsgate, London, die weltweit erste Chocolaterie eröffnet worden, nachdem Kolumbus die Kakaopflanze von seiner Expedition mit nach England gebracht hatte.
Als berühmter Chronist seiner Zeit hatte der Politiker Samuel Pepys in seinen Tagebüchern auch vom Schokoladen-Privileg reicher Bürger und Adliger berichtet. Später sanken die Kakaosteuern und damit wurde Schokolade auch in der breiten Masse des Volks populär. Diese wachsende Beliebtheit lässt sich auch am Beispiel der Bereitstellung von Schokoladenrationen erkennen, die der britischen Royal Navy geliefert wurden, um den Seeleuten das überaus intensive Grog Trinken abzugewöhnen.
Auch außerhalb des Militärs wurden Kakao und Schokolade zunehmend beliebter und so eröffneten peu à peu immer mehr Geschäfte in den Städten, die neben dem hochgeschätzten Tees auch Schokoladengetränke verkauften. Besonderen Ruf konnte sich John Cadbury erwerben, der aus seinem 1824 gegründeten Geschäft in Birmingham heraus das Privileg erwerben konnte, Queen Victoria mit Schokolade beliefern zu dürfen. Als Queen Victoria im Jahr 1896 ihr diamantenes Jubiläum feierte, hatte Cadbury bereits eine ausgezeichnete Reputation und höhere Umsatzzahlen vorzuweisen als der bedeutendste Konkurrent Fry & Sons, die den Vorsprung nie wieder einholten. Diesen “Flagship-Ruf” pflegt Cadbury bis heute.
Die Schokoladenseite erweiterte Cadbury mit der Markteinführung des Kakaopulvers “Cadburys Cocoa Essence” - und der genannte Konkurrent J.S. Frey & Sons konterte prompt mit “Cocoa Extract”. Egal, ob Cadburys, Frey oder Rowntrees: Alle britischen Schokoladenhersteller arbeiteten freilich zunächst mithilfe von holländischen Maschinen aus dem in Amsterdam ansässigen Hause van Houten an der Herstellung von Tafelschokolade.
Bald darauf führte Cadbury die allererste “Schokoladenschachtel” ein. Sie enthielt Schokoladenkonfekt und war mit dem Konterfei seiner Tochter Jessica geschmückt. Die niedliche kleine Jessica hielt ein ebenso niedliches kleines weißes Kätzchen im Arm – und das war ein besonders verkaufsförderndes Element auf der Insel, das der damals vorherrschenden viktorianischen Sentimentalität so besonders entgegenkam. Zudem hieß es, die Schokoladenschachtel sei für den Valentinstag erfunden worden. Wie dem auch sei, sie gilt als Vorläufer der Perugina Baci Schachtel der italienischen Familiendynastie Buitoni, die erstmals 1922 angeboten wurde.
Vom Schokoladenkonfekt in unterschiedlichen Formen war der Weg nicht mehr weit zum Schokoladenei: Erste Easter Eggs wurden im Jahr 1875 hergestellt. Zunächst waren die Eier aus einer dunklen Schokolade und mit einer glatten Oberfläche aus Zuckerdragee überzogen. Später wurden die Eier mit Marzipan veredelt und immer schöner verziert. Mit Sahne gefüllte Easter Eggs kamen zu Beginn der "Roaring Twenties" auf den Markt. Sie waren 1920 die Vorläufer der nicht nur in Großbritannien so beliebten Creme Eggs, die erst 1975 durch die Macht der BBC-Fernsehwerbung zum Kult wurden. Nach wie vor werden Easter Eggs jedes Jahr zwischen Januar und Ostern verkauft und reißen in schöner Regelmäßigkeit die Verkaufsrekorde auf dem Schokoeiermarkt. Allein in Großbritannien werden mehr als 200 Millionen Schokoladeneier verkauft.
Zudem sind sie schon ihrer Ei-Form wegen eine Reminiszenz an sehr alte Traditionen.
Kleines Easter Egg mit großer Tradition
Wer sein süßes Schokoladenei genussvoll verspeist, wird nicht immer an die besondere Bedeutung denken, die das Ei in allen Kulturen hat. Dennoch gilt es seit eh und je als Darstellung des Lebens, der Fruchtbarkeit und der Geburt, als Quelle der Zukunft und als Sinnbild der aufblühenden Natur. Schon die alten Ägypter glaubten, das Ei würde die vier Elemente des Universums enthalten: das Feuer, das Wasser, die Erde und die Luft. Auch die Perser schenkten einander Eier, um den Neustart der Natur nach Ablauf des dunklen Winters zu feiern.
Ob Taoismus, Druidenkulte oder polynesische Mythen bis hin zum mythischen Vogel Phoenix, der am Ende seines Lebens “wie Phönix aus der Asche” aus einem Ei neu entsteht – dem Ei kommt große Symbolkraft und ein besonderer Kultstatus zu.
Im Christentum wurde das Ei zum Synonym für die Auferstehung Christi zu Ostern. Eine Grundlage war auch der mittelalterliche deutsche Brauch, zu Ostern Eier zu verschenken. Sie wurden mit roten Rüben und Zwiebeln gekocht und dann mit Blumen und Blättern verziert. In aristokratischen Adelskreisen wurden Eier dagegen prunkvoll mit Gold, Silber und Edelsteinen drapiert. Historiker berichten aus dem 14. Jahrhundert vom englischen Edward Plantagenet, 17. Earl of Warwick, der 450 Eier aus massivem Gold an Günstlinge verschenkte.
Der russische Goldschmied Peter Carl Fabergé machte das Ei zu einem Kunstobjekt, allen voran eine eiförmige Matrjoschka, die der Zar Alexander III. seiner Gattin widmete. Schließlich war es im orthodoxen Russland ein Osterbrauch, Eier und dazu noch drei Küsse zu verschenken. Beim Zaren musste es das natürlich ein Juwelen-Ei sein – im Inneren dieses ersten Fabergé-Eis befand sich sowohl ein massiv goldenes Dotter als auch eine goldene Henne mit Rubin-Augen, eine kleine Zarenkrone und sogar noch ein klitzekleines Rubin-Ei.
Daraufhin wurde Peter Carl Fabergé von der äußerst begeisterten Zarin Maria Fjodorowa zum Hofjuwelier ernannt, der in schöner Regelmäßigkeit Jahr für Jahr wieder eiförmige Kunstwerke von unschätzbarem Wert schuf. Die kostbaren Eier mussten einzigartig sein und immer wieder eine Überraschung enthalten. Später wurde der Zarensohn Nikolaus II. inthronisiert, der noch mehr Juwelen-Eier in Auftrag gab - je eines für seine Gattin und eines für seine Mutter. Dazu kamen peu à peu gesonderte Aufträge reicher russischer Adliger.
Faberg-Eier gelten seitdem als unschätzbar wertvolle Kunstwerke. Es soll 69 Eier geben, von denen 52 Eier zu verschiedenen Sammlungen gehören und nur 46 Eier vollständig sind. So ranken sich großartige Traditionen und viele Geschichten um das Ei.
Wann das erste Schokoladenei ins Spiel kam
Peter Carl Fabergé hatte zwar kostbare Eier geschaffen. Ein Gaumenschmaus waren die aber nicht. Es war vielmehr der französische “Sonnenkönig” Ludwig XIV., dem ein Ei aus Schokolade in den Sinn kam. Er gab seinem Hof-Chocolatier David Chaillou den Auftrag zur Herstellung eines mit Kakaocreme gefüllten Schokoladeneis. Das leckere Schokoei wollte die Majestät verschenken – vermutlich hatte Ludwig die goldenen Eier einfach satt.
Nichtsdestotrotz war es noch ein weiter Weg zum Schokoladenei heutiger Provenienz: Im Jahr 1789 war nicht nur das Jahr der Französischen Revolution, auch das Conchieren wurde erfunden, jene Herstellungstechnik, die ein Modellieren von Schokolade erst möglich macht. Dann erfand der Schweizer François-Louis Cailler die Schokoladentafel und sein Schwiegersohn Daniel Peter die allererste Tafel Milchschokolade. Dazu verwendete er Milchpulver, das der Schweizer Heinrich Nestlé dazu lieferte.
Die illustre Runde der altvorderen Schokoladen-Pioniere wird durch den Holländer Coenraad van Houte noch erweitert: Er konstruierte ein System hydraulischer Pressen, um damit Schokolade in unterschiedlichen Formen pressen zu können.
Wie bereits erwähnt, waren es van Houtens Pressen, die John Cadbury letztendlich fit machten für die Serienfertigung der Easter Eggs. Zart schmelzende Milchschokolade und aromatische Bitterschokolade, mit herrlichen Füllungen, schön verziert, glitzernd verpackt und kunterbunt: Die großartige Geschichte der Schokoladeneier hatte in Birmingham, der zweitgrößten Stadt des Vereinigten Königreichs, ihren Anfang. Liebhaber der Easter Eggs sind davon seit eh und je besonders fasziniert.
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